Morgens um Sieben hüpfe ich aus dem Bett – hier soll es Lemuren geben, und die muss ich sehen! Dass sie gleich vor meiner Tür sitzen, habe ich dann aber doch nicht erwartet. Drei rote, kleine Lemuren sitzen zwischen unserer und der Veranda gegenüber. Es sind Kronenmaki-Mohrenmaki-Mischlinge, die angelockt von Björns Bananen auf der Veranda herumspazieren und zwischen den Bäumen umher springen. Und sie sind rotzfrech! Kaum habe ich ein paar Rambutan ausgepackt, sitzen mir die Jungs schon auf der Schulter und angeln frech nach dem Obst in meinen Fingern. Als sie entdecken, dass eine ganze Bananenstaude sich hinter der Tür von Stefans und Björns Bungalow verbirgt, greifen sie mit den Händen sogar durch die Fenster und warten vor der Tür auf jeden kleinsten Türspalt, durch den sie eine Banane ergattern könnten. Unter Begleitung der drei Lemurenbrüder geht es zum Frühstück, und auch hier ist Luxus angesagt: Käse habe ich auf ganz Madagaskar noch nicht gesehen, dazu gibt es eine ganze Schale voll Obst, Marmelade mit Zimt und Vanille, Jus naturelle, selbst gebackenes Brot, und und und… Einer der Hotelangestellten steht mit einem bunten Stock, der ein bisschen an ein Laserschwert aus Star Wars erinnert, vor der offenen Veranda des Restaurants. Wenig später verstehe ich auch, warum – er vertreibt die Lemuren, wenn sie doch zu frech werden und auf den Frühstückstisch zu springen versuchen.
Nach dem Frühstück steht ein erster Ausflug in den Tieflandregenwald an. Bevor wir aber losgehen, gibt es schon mehr Tiere, als meine Kamera aufnehmen kann: Ein kleines Furcifer pardalis wackelt über einen Ast und direkt gegenüber sitzt eine Langaha madagascariensis ruhig in einem Busch. Und die „Schnürsenkel“-Schlange mit der bizarren Nase ist nicht nur wunderschön, sondern auch für ihre Art enorm geduldig und ruhig. Normal kenne ich aufgewärmte Langaha als sehr flinke, schnelle und neugierige, wenn auch nicht aggressive Trugnattern. Diese hier jedoch schlängelt sich zwar flink durch den Busch, hält aber immer wieder lange inne und zeigt wenig Tendenz, sich die Zweibeiner genauer anschauen zu wollen. Keine zwei Meter weiter findet Dimby einige kleine, bunte Frösche – so langsam werde ich doch noch zum Froschfan.
Als wäre das nicht genug, kommt zu der kleinen Ansammlung von Menschen und Tieren dann auch noch eine Gruppe Makis, darunter ein Kronenmaki-Weibchen mit einem kleinen Baby, das an ihrem Bauch hängt und sich nur selten auf den Rücken traut. Das kleine Ding mit seinen großen, neugierigen Augen und der kleinen Nase ist die Niedlichkeit in Person und sofort mein persönlicher Favorit der Gruppe. Zum Glück ist seine Mama ein absoluter Obstjunkie, und springt sogar mit Nachwuchs auf die ein oder andere Schulter herum, um an Rambutan zu kommen. Der Papa des Kleinen, ein schwarzes Mohrenmaki-Männchen, ist auch in der Nähe, traut sich aber nur auf wenige Meter heran und beobachtet uns lieber mit Sicherheitsabstand. Solange Menschen in der Nähe sind, fühlen sich die Makis anscheinend sicher vor Schlangen und Co, und so steigt plötzlich das Makibaby vom sicheren Bauch seiner Mama und wagt die ersten Schritte allein auf einer riesigen Ravenala. Als die Makibande dann jedoch weiterzieht, sitzt der kleine Kerl jämmerlich quiekend immer noch auf der großen Pflanze, und weiß einfach nicht, wie er weiterkommt. Nach unten will das Baby nicht, und springen kann es noch nicht weit genug. Der Versuch, sich vorsichtig an einer Blattspitze entlang zum nächsten Baum zu hangeln, misslingt und endet fast mit einem Absturz. Also sitzt es und fiept, bis nach gut einer Viertelstunde doch noch seine Mama kommt und ihr Baby wieder mitnimmt. Sonja kämpft währenddessen mit den frechen Makijungs, die ihr auf die Schulter gesprungen sind und ihr den Hintern ins Gesicht halten. „Boah, hoffentlich pinkelt der jetzt nicht!“ -spricht’s und im gleichen Moment wird es feucht auf Sonjas T-Shirt.
Irgendwann können wir uns doch vom Hotelgelände losreißen, schließlich wollen wir die Indris suchen – und die ruhen mittags. Olivier nimmt eine kleine Basttasche mit zwei oder drei Bananen mit. Ein ebener, simpler und breiter Weg führt in den Regenwald. Nennenswerte Steigungen gibt es nicht, und so wird es ein sehr bequemer, leichter Spaziergang. Am Wegesrand entdecke ich hier und da eine Stabschrecke, während Olivier mit lauten Rufen versucht, eine bestimmte Gruppe Indris anzulocken. Seine Rufe klingen dabei erstaunlich echt – würden sie sich nicht immer wieder sehr exakt wiederholen, würde ich ihn fast für einen Indri halten. An einer Weg-Abzweigung folgen wir einem schmalen Trampelpfad in den Wald, aber auch hier bleibt das Gelände eben und einfach. Vielleicht kommt einem das nach Marojejy auch einfach nur vor, aber jeder Wald, den ich mir beim Laufen anschauen kann, hat definitiv einen geringeren Schwierigkeitsgrad!
Wir sind vielleicht 200 m gelaufen, da passiert das Unfassbare: Wir hören Indris antworten. Sie rufen, und die Rufe kommen näher. Noch ein paar Meter laufen wir, dann sehen wir Indris durch die Baumwipfel springen. Wow! Diese beeindruckenden Tiere aus einer solchen Nähe. Und es kommt noch besser: Als die Tiere Olivier entdecken, zögern sie einen kurzen Moment, dann kommen sie näher und springen an den Bäumen herunter, bis sie auf Augenhöhe mit Tanala, zwei Gästen und mir sind. Ein unglaubliches Gefühl. Es sind zwei noch nicht ausgewachsene Jungs, deren Schwester und ein ausgewachsenes Weibchen, die Mama der drei. Ganz zutraulich beobachten sie uns und lassen sich von Olivier winzige Stückchen Banane geben. Dann gibt er mir ein Stück Banane in die Hand. Ich halte es dem großen Indriweibchen hin, und sie greift mit weichen Fingern meine Hand, zieht sie zu sich heran und nimmt mit ihren knallrosa Lippen ganz sanft das kleine Bananenstück herunter. Es ist eine fantastische Erfahrung, dem größten lebenden Lemuren der Welt so nahe zu kommen. Das Fell der Indris ist seidenweich und fluffig, und ihre Hände mit den winzigen Fingernägeln sind sanft wie kleine Samthandschuhe. Das kleine Makibaby hat soeben unüberwindliche Konkurrenz bekommen.
Die drei Jungtiere sind noch sehr verspielt, sie springen die Bäume hoch und herunter, trauen sich mal näher heran und hupfen wieder zurück. Ihre Mama ist etwas abgeklärter und beobachtet einfach nur die Menschen um sie herum aus ihren grünen Augen. Die Zeit vergeht wie im Flug, und es kommt mir wie gerade mal fünf Minuten vor, als zwei ganze Bananen verfüttert sind und Olivier den vier Indris seine leeren Hände zeigt. Einen Moment noch bleiben sie in unserer Nähe, dann springen sie wieder in die Wipfel der Bäume und davon. Der Zauber ist vorbei. Immer noch völlig beeindruckt laufen wir zurück auf einen der breiten Hauptwege des Reservats. Für den Rest des Tages ist ein seliges Lächeln auf meinem Gesicht. In einem anderen Teil des Regenwaldes ruft Olivier mit einem anderen Lockruf nach den Sifakas, aber sie scheinen nicht in der Nähe zu sein. Niemand antwortet auf die lustig klingenden Rufe, die teilweise Ähnlichkeit mit einem pfeifenden Teekessel haben.
Zum Mittagessen sind wir zurück am Restaurant und den Bungalows. Das Mittagessen fällt für mich aus, ich gehe lieber den Rest des Tages auf dem weitläufigen Gelände nach Tieren suchen. Gleich neben der Sitzgelegenheit am Restaurant findet sich ein Furcifer oustaleti auf einem dürren Bäumchen. Etwas fotogener sind die kleinen Madagaskar-Baumleguane, die sich auf Steinen und an Bäumen sonnen. Auch mehr Pantherchamäleons finden sich, und die Jungs vom Hotel sagen im Laufe des Tages immer mal wieder Bescheid, wenn (und vor allem wo) sie ein weiteres Tier entdeckt haben. Die Pantherchamäleons hier sind ähnlich Sambava rot und grün, eines davon hat zusätzlich sehr viel Weiß (das gefällt mir besonders gut). Am Nachmittag sehe ich irgendwann plötzlich große, schwarz-weiße Gestalten durch die Bäume springen. Es sind zwei schwarz-weiße Varis und etwa doppelt so groß wie die kleinen Makis, die sie auch vehement vertreiben. Dafür sind sie um einiges scheuer als die kleinen frechen Makis. Ich biete beiden eine Rambutan an, aber nur einer der Varis traut sich, sich vorsichtig kopfüber vom Ast herunterzulassen, und mir die Frucht aus der Hand zu nehmen. Der andere möchte zwar sehr offensichtlich auch gerne vom süßen Obst profitieren, kommt aber nicht näher als auf drei Meter heran. Als mein kleiner Vorrat aufgebraucht ist, laufen die beiden Varis hinüber zum Restaurant. Ungestört springen sie auf die Theke der Bar und schauen sich dahinter um. Anscheinend gibt es dort aber nichts Spannendes, und so setzt sich einer der beiden schwarz-weißen Lemuren zwischen Restauran und Bar ins Dach und der andere erkundet die Theke des Restaurants, direkt vor der Küche. Als er dann jedoch seine Nase in den Vorhang zur Küche steckt, entdeckt Rémis den vierbeinigen Besucher und scheucht ihn mit lauten Rufen und Armgefuchtel nach draußen.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich ganz entspannt bei blauem Himmel im warmen Wasser des Sees. Das Wasser ist klar, nicht besonders tief und man kann überall bis auf den Boden schauen. Ich schwimme ein paar Runden in der Nähe des Stegs, beobachte ein paar Frauen aus dem Nachbardorf beim Fischen am Rand des Sees und steige um kurz vor Fünf aus dem Wasser, um mich abzutrocknen. Denn pünktlich um kurz nach Fünf wollen wir los zu den Aye-Ayes. Dimby, Tanala, ich und Pascale steigen ins Boot. Wir nehmen eine Fischerfamilie aus einem benachbarten Dorf mit hinüber zu dem Gelände, wo wir die Tiere zu finden hoffen. Die Mutter in braunen Rock und einfacher Wickelbluse hat einen kleinen Jungen auf dem Schoß, und ein etwas älterer kleiner Junge in schmutzigem T-Shirt sitzt auf dem Hocker neben ihr. Das Baby auf dem Schoß beobachtet die weißen hinter sich mit großen, schwarzen Kulleraugen. Und irgendwann lächelt es sogar mal ganz vorsichtig. Wir fahren eine ganze Zeit über den See. Wovon die kleine Familie wohl lebt? Größer könnte der Unterschied in einem einzigen Boot nicht sein: Wir, die wir hier Urlaub machen und wegen bestimmter Tiere mit einem Boot herumfahren, und diese kleine Familie, die ohne das Boot Kilometer weit zu Fuß nach Hause laufen müsste und das sicher auch oft genug muss. Die Bewohner der Dörfer hier in der Gegend leben meist von der Fischerei und den Früchten, die man hier ernten kann. Die nächste größere Stadt, Tamatave, ist über 100 km entfernt, was für die Menschen hier mit ihrem kaum vorhandenen Einkommen eine fast unbezahlbare Weltreise darstellt.
Als wir das sandige Ufer erreichen, verabschiedet sich die kleine Familie. Durch das hüfthohe Wasser waten sie durch einen schmalen Flussabschnitt an das gegenüberliegende Ufer. Wir treffen auf vier Männer, die sich seit einiger Zeit um die hier lebenden Aye-Ayes kümmern und darauf achten, dass sie in Frieden gelassen werden. Das Gelände gehört zwar zum Reservat und ist damit in Privatbesitz, doch die Fingertiere sind bei den meisten Madagassen sehr unbeliebt. Zum einen sind es sehr unheimliche Tiere, die dem Glauben nach Unglück bringen, zum anderen räubern die Tiere angeblich in Maisfeldern und Kokosnuss-Plantagen. Das Gelände ist toll angelegt. Weiße Sandwege führen einmal im Kreis, einen Hügel nach oben und wieder herunter. Es ist gerade noch hell und wir schauen uns ein wenig um. Etliche Fressspuren finden sich an verschiedenen Bäumen. Ein Aye-Aye entdecken wir jedoch nicht. Die Sonne geht unter und so setzen Dimby, Tanala und ich uns auf den sandigen Boden. Jetzt macht der Sand auch Sinn: Berührt man das Laub außerhalb der Wege, raschelt es verräterisch – man würde damit die Tiere verscheuchen.
Ich bin gespannt, ob wir ein Aye-Aye zu Gesicht bekommen und wenn ja, ob es erwartungsgemäß in 20 Metern Entfernung als Schatten vorbeihuscht oder sogar etwas näher kommt. Schnell wird es dunkel und die Taschenlampen bleiben aus. Trotz langer Kleidung und einer beeindruckenden Menge Anti-Brumm werde ich von Stechmücken fast aufgefressen. Im Stockfinstern sitze ich hier mucksmäuschenstill im Sand und rühre mich nicht. Man kann schon auf blöde Ideen in seinem Urlaub kommen! Fast eine halbe Stunde sitzen wir schweigend und bewegungslos auf dem Boden. Nicht mal meine Hände sehe ich in der Finsternis. So langsam glaube ich, dass wir hier noch ewig warten können – woher sollen wir wissen, dass irgendwo ein Aye-Aye sitzt? Die könnten 10 cm vor meiner Nase sitzen und ich würde sie nicht sehen. Zumal wir zu den ersten gehören, die hierher kommen. Vielleicht sind die Tiere so scheu, dass sie gar nicht näher kommen?
Plötzlich raschelt es leise. Einer der Männer hinter uns knipst die Taschenlampe an – und direkt vor uns im Baum sitzt ein Aye-Aye und fingert hochinteressiert an der ausgelegten Kokosnuss herum. Wow! So nah! Diese Begegnung übertrifft alle Erwartungen – und es wird noch viel besser. Nicht nur ein Tier wuselt herum, sondern mehrere. Nach und nach trauen sie sich nacheinander heran. In Sekundenschnelle schaben sie mit ihren Biber-ähnlichen Zähnen die Kokosnüsse auf, verschwinden dann mit ihnen in die Bäume und stecken den gruseligen verlängerten Mittelfinger in das Loch der Kokosnuss hinein und wieder heraus, um den Saft davon abzulecken. Okay, und sie lassen die leere Kokosnuss dann auch aus fünf Metern Höhe einfach nach unten plumpsen. Krach! Das will ich nicht auf den Kopf kriegen.
Unglaublich leise bewegen die Aye-Ayes sich springend zwischen den Bäumen. Nur hier und da ein leises Rascheln, das ist alles. Es sind wirklich kleine Waldgeister. Zumal ich sagen muss, dass ich plötzlich jeden Madagassen verstehe, der dieses bizarre Fabelwesen für einen Unglücksbringer hält. Sie sind wirklich sagenhaft hässlich: Wabbelige schwarze Lederohren, ein rosa Gesicht mit Pigmentflecken, riesige Biberzähne, gelbe kugelrunde Glupschaugen, lange graue Haare im Fell und dieser wahnsinnig lange, extrem gut bewegliche Mittelfinger. Doch so hässlich sie sind, so faszinierend und unglaublich sind die Aye-Ayes auch. In Sekunden ziehen sie uns alle in ihren Bann. Zu meinem völligen Erstaunen sind die Tiere mitnichten ängstlich. Zwar sind sie sehr vorsichtig und nähern sich nur langsam an, doch sobald sie merken, dass wir uns kaum bewegen und es lediglich immer mal wieder blitzt, trauen sie sich recht nahe heran und werden sogar regelrecht mutig. Ein großes Männchen ist so neugierig, dass es sogar vom Baum herabsteigt, auf dem Boden auf Dimby zuläuft und mit dem Finger an dessen externen Blitz klopft. Tocktocktocktocktock… vielleicht eine komisch geformte Kokosnuss? Im Gegensatz zu den Indris, die nie auf den Boden kommen, laufen die Aye-Ayes immer mal wieder recht ungestört auf den Wegen, und wir können manchen Tieren sogar vorsichtig folgen.
Übrigens: Die Tiere sind unglaublich schwierig zu fotografieren. Mein externer Blitz ist nicht einsetzbar, da er einfach zu lange zum Laden braucht. Aber auch mit dem internen Blitz ist es nicht einfach, die Taschenlampe einzuschalten, das Tier anzufokussieren, abzudrücken und dann noch einen schönen Moment erwischt zu haben. Die Aye-Ayes sind unglaublich flink, bewegen sich ständig und halten nur wenige Sekunden still. Nach einiger Zeit können wir die Tiere – und sie vermutlich uns – etwas einschätzen. Sie verschwinden nicht bei jeder Bewegung, man kann sich leise gegenseitig auf die Tiere aufmerksam machen oder nach Licht fragen. Die vielen Stechmücken sind längst vergessen. Ich robbe mich über den Boden, überall habe ich Sand, knie auf einem Bein vor Bäumen und krieche auf allen Vieren auf den Wegen. Es ist unbeschreiblich und ein fast zwei Stunden währendes Gänsehaut-Erlebnis. Nie hätte einer von uns erwartet, dass wir den Aye-Ayes so unglaublich nahe kommen. Selbst wenn die Fotos alle grottig sein sollten – allein das Erlebnis, diese kleinen Kobolde in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben, ist einfach der Wahnsinn.
Irgendwann flüstert Tanala, dass wir langsam wieder zurück müssen. Och, jetzt schon? Doch wir wollen die Tierchen nicht den ganzen Abend stören. Auf dem Rückweg zum Boot saust im Dunkeln plötzlich ein weiteres Aye-Aye über unsere Köpfe und taucht direkt vor uns in Kopfhöhe wieder auf. Als wir das Licht wieder anknipsen, lässt das Tier ein erschrockenes Fauchen los, denn direkt vor ihm ist Tanalas Kopf aufgetaucht. Neugierig beäugt uns das Tier, huscht hin und her und hängt kopfüber mal an diesem, mal an jenem Baumstamm. Dann entschließt es sich, doch lieber nochmal nach den Kokosnüssen zu schauen.
Im Stockfinstern besteigen wir das Boot. Pascale lenkt, und Dimby hält vorne eine Taschenlampe in Fahrtrichtung. Der Himmel ist sternenklar, und die kleine Sichel des Mondes hängt tief über dem Horizont. Tausende von Sternen glitzern, während wir über den schwarzen See fahren. In der Ferne sind winzig klein drei Lichter zu erkennen, es ist der Bootssteg.
Kaum haben wir den Steg erreicht, beginnt es zu regnen. Wir flüchten ins Restaurant und genießen erst einmal ein tolles Abendessen mit Zebu-Steak, Folienkartoffeln und Tomaten-Ei-Salat. Eine kleine Fledermaus flattert draußen herum. Es war ein Traumtag heute, und die vielen Erlebnisse müssen erst einmal verarbeitet werden. Tanala, Dimby, ich und Sylvain sitzen abends noch länger zusammen und bereden dies und jenes bei dem ein oder anderen Bier. Erst auf dem Weg zum Bungalow merke ich, dass ich todmüde bin. Akanin’ny Nofy, der Name dieses himmlischen Stückchen Erde, bedeutet übersetzt übrigens „Nest der Träume“. Und genau das ist es auch.