Es ist neun Uhr morgens auf Madagaskar. Ich bin nach gut 24 Stunden Reise auf der Insel angekommen, habe meinen Santé-Wisch ausgefüllt und wurde durch das übliche Visa-Verfahren geschleust. Air Madagascar hat sich mit dem Flieger dieses Jahr selbst übertroffen: Stundenlange Verspätung, dreckige Toiletten mit kaputter, nicht abschließbarer Tür, Armlehnen nicht hochklappbar oder mit undefinierbaren Auswürfen versehen, die Displays funktionierten nicht… Egal, ich bin hier! Ein etwas übereifriger Mitarbeiter vor dem Ausgang kontrolliert nun jeden Koffer einzeln. Jeden. Einzeln. Einer der Gäste – ich nenne ihn einfach mal F – macht sich bereits beim Zoll beliebt. Er hat, vermutlich aus Versehen, den roten Zoll-Ausgang genommen. Leider hatte er aber gar nichts zu verzollen, und jetzt wühlen die Beamten sich voller Freude durch Unterhosen, Badehosen und Socken. Ich ignoriere das mal.
Draußen vor der Ankunftshalle der internationalen Flüge werden Tanala und ich von Dimby begrüßt. Er bringt uns und die übrigen Gäste zum Raphia. Ich habe echt Brand, weil nachts leider niemand Wasser im Flieger verteilt hat und leider auch der Rufknopf keinerlei Reaktion brachte. So ein großes THB löscht den Brand aber unverzüglich. Dem folgt noch eines, und beim dritten ist die schlechte Laune durch Air Madagascar wie weggeflogen und kommt auch nicht wieder. Ein guter Urlaub beginnt eben einfach immer mit einem klitzekleinen 0,65 l-Three-Horses-Beer. Und nirgends schmeckt es so gut wie hier.
Beim langsamen Schlendern durch den Garten finde ich ein Furcifer oustaleti-Jungtier, das sich gerade heimlich davonzuschleichen versucht. Der Rasen im Garten wurde neu angelegt – es sieht aus, als sei jeder Halm einzeln eingepflanzt worden. Da war jemand sehr, sehr ordentlich. Nur drauftreten möchte ich da jetzt lieber nicht. Zu Mittag gehen wir zu Mikas Mama ins Restaurant Chez Maman essen. Das Restaurant liegt einen Spaziergang vom Hotel weg, man läuft einfach zu Fuß die Straße herunter. Die Portion Min Sao mit Huhn ist mal wieder gigantisch, aber auch grandios lecker. Ich lade unseren Fahrer, Dimby und Tanala ein und zahle am Ende ganze 16.000 Ariary dafür (etwas mehr als fünf Euro). Zwischendurch kommt noch Patricks Frau mit Tochter auf ein Stück Kuchen vorbei.
Ich genieße die Sonne im Garten des Raphia noch, bevor sie schon wieder untergeht und der Abend anbricht. Im Raphia gibt es Brochettes mit Knobi-Kartoffeln. Gerade als alle ihr Essen vor sich stehen haben, geht der Strom aus, und bleibt auch erstmal aus. Die Feen des Hotels zaubern irgendwo Kerzen hervor und zumindest gibt es eine romantische Atmosphäre, bevor der Strom doch nochmal angeht. Glück gehabt, war doch kein längerer Ausfall. Alle gehen sehr früh ins Bett, die Flugnacht war einfach anstrengend. Für große Gespräche reicht heute die Energie nicht mehr aus. Das Wasser ist leider gerade auch aus. Dafür sitzt eine beeindruckend große Schabe in der Dusche. Ich nenne sie Herbert. Mit Herbert wollte ich heute sowieso nicht duschen.
Wie gut es ist, wieder in Madagaskar zu sein!