Tanala ist schon um halb fünf wach und rödelt durchs Zimmer. Koffer auf, Koffer zu, dies raus, jenes rein, hier rumgeräumt, da etwas anders sortiert. Eine einzelne Stechmücke surrt dauernd um meinen Kopf. Dann kann ich auch gleich aufstehen, auf Madagaskar ist das ja eine normale Uhrzeit. Die Sache mit dem Wasser ist scheinbar noch nicht repariert. Also, es läuft immerhin wieder – aber nur, wenn man den Duschschlauch maximal auf Hüfthöhe hält. Darüber läuft nix, weder Wasserdruck noch Wasser. Naja, ich wollte schon immer mal in der Hocke duschen. Warum also nicht heute? Zum Frühstück reicht mir eine kleine Cola. Mit Christian und Rapha wollen wir zu einem chinesischen Supermarkt fahren, um das Sortiment zu begutachten. Ich werde mit Philipp, Leila, Thomas und Martina irgendwo Richtung Ivato abgesetzt. Chamäleons draußen zu suchen ist spannender als Märkte zu besichtigen und den Rest der Gruppe vom Flughafen abzuholen. Die Sonne wärmt mein Gesicht, der Himmel ist bedeckt mit kleinen Wölkchen. Wir laufen eine Lehmstraße nach oben und biegen irgendwo in eine rote Seitenstraße Richtung Andavadompy ein. Am Straßenrand stehen Häuser aus Backsteinen, und in einem Hof spielen neugierige Kinder mit einem Fahrradreifen. Die Straße ist buckelig und ausgefahren, die Häuser haben Holzfenster und offenstehende Türen. Ein kleiner Junge führt einen zotteligen roten Milchvieh-Bullen die Straße herunter – wobei nicht so ganz klar ist, wer hier wen führt. Oder ob die beiden überhaupt irgendwohin wollen.
Von hier aus suchen wir nach Tieren, und finden auch reichlich Furcifer oustaleti. In einer Nadelbaumschonung gegenüber einiger roter Lehmhäuser findet José eine Menge winziger Frösche. Überall im Gras springen Heuschrecken herum, es scheinen Hunderte zu sein. Furcifer lateralis finden wir leider nicht, danach wollte ich eigentlich suchen. Aber ich bin auch mit allem anderen zufrieden. Von weiter oben hat man eine tolle Aussicht auf den Flughafen von Tana und die Stadt dahinter. Eigentlich darf man ja keine Fotos vom Flughafen machen, aber von so weit weg? Ein altersschwacher LKW rumpelt die Straße nach oben, und bleibt beinahe in einem Schlagloch hängen.
Im hohen Zebugras an einem Hang findet sich eine kleine, grüne Mantide. Sie ist ein wenig nervös als Fotomodell, aber schließlich klappt es mit den Fotos. Ich nutze den Tag zum „einschießen“, denn daheim habe ich die Kamera selten zur Hand. Ich brauche daher immer ein, zwei Tage, um wieder „drin zu sein“ im Fotografieren. Irgendwann merke ich, dass meine Haut unangenehm brennt – obwohl die Sonne nur eine knappe Stunde aus den Wolken hervorgeschaut hat, habe ich schon einen ordentlichen Sonnenbrand. Die 50er-Sonnencreme kommt ein bisschen spät. Ich trage sie trotzdem noch auf, vielleicht hilft es wenigstens, den größten Schaden abzuwenden. Ich hatte doch letztes Jahr schon von Marojejy einen total verbrannten Nacken.
Während wir also zu sechst unseren Tag mit Tiersuche gut verbracht haben, hat Tanala die übrigen Gäste vom Flughafen abgeholt. Als wir langsam zurück schlendern, wartet Christian schon mit dem Bus an der Kreuzung, an der wir abgebogen waren. An einem kleinen Haus kaufen wir noch Bananen ein, das Kilo für 1000 Ariary.
Zurück im Raphia begrüßen wir die neuen Gäste: Katja, die beiden Bayerinnen Sarah und Nina, und Marco aus Herford ist auch wieder dabei. Die Bananen haben wir schon leer gegessen, aber glücklicherweise sind die Samboza im Raphia eine super Alternative. Nach dem Abendessen gibt es einen kleinen Rum-Umtrunk mit hausgemachtem Vanillerum. Na gut, vielleicht war es etwas mehr Rum. Die Runde macht Spaß, es sind nette Leute dabei, der Abend wird noch lustig. Das Niveau sinkt auf bedenkliche Tiefen. Ob das Wasser inzwischen wieder läuft, weiß ich gar nicht. Ist mir nach soviel Rum auch egal.