Für Antananarivo ist heute ein Zyklon angesagt. Eigentlich ist es viel zu spät im Jahr für Zyklone, und der Wasserstand war ja bereits bei meiner Anreise katastrophal. Ich hoffe, die Vorhersage trifft nicht ein und der Zyklon erwischt die Hauptstadt nicht. In Ambalavao bekommt man vom schlechten Wetter noch nichts mit. Es ist zwar recht kalt, aber für Europäer zählt das noch als warm. Ich hätte heute Morgen auch gerne warm geduscht, nur leider habe ich vergessen, gestern dafür den Stecker des Boilers einzustecken – jetzt ist er kalt und ewig Zeit zu warten habe ich nicht. Also muss eine kalte Dusche reichen.
Rapha hat den Bus bereits wieder auf Hochglanz gebracht, und unsere Reise führt weiter gen Süden. Auf der RN7 fahren wir am Anja Community Reserve vorbei, dann geht es weiter geradeaus. Es ist Sonntag, und viele Menschen sind in ihren besten Klamotten auf den Straßen unterwegs. Weiße Kommunionkleider, kitschige knallbunte 70er-Jahre-Outfits und Hüte sind zur Zeit in. Nach wenigen Kilometern hören plötzlich die Reisfelder des Hochlandes auf. Wir halten auf einer Kreuzung in einem kleinen Hüttendorf, um ein paar frittierte Bananen zu kaufen. Bei der Gelegenheit erfahre ich, dass heute Weltfrauentag ist, und deshalb alle so festlich angezogen sind. Eine große Gruppe Frauen mit einheitlichen T-Shirts und tollen bunten Röcken singt und feiert im Dorf, und ziehen wie bei einer Art Parade über die Straße.
Die Landschaft wird nun karg, fast nur Zebugras und in der Ferne Felsen. Ebene, soweit das Auge reicht. Das ist also das Land der Bara! Man kann unendlich weit schauen, und die Straße führt fast schnurgerade in den Süden. Vor einem riesigen Monolith, dem bishop hat, halten wir an für eine Pinkel- und Fotopause. Der Himmel ist bedeckt, trotzdem gelingen ein paar nette Landschaftsfotos. Als ich zurück zum Bus laufe, werde ich fast von einem blauen Taxibrousse umgefahren, das mit halsbrecherischer Geschwindigkeit vorbeirumpelt.
Ein wenig später halten wir in einer Kurve, eigentlich für eine Raucherpause. Uneigentlich kriecht eine Leioheterodon modestus gerade durch das hohe Zebugras, und stellt sich freundlicherweise als Fotomodell zur Verfügung. Das Tier ist wunderschön, fast golden leuchtet es in der Sonne. Dazu ist es – im Gegensatz zu den Hakennasennattern, die ich bisher auf Madagaskar kennengelernt habe – erstaunlich entspannt. Auf der anderen Straßenseite wurde derweil eine Wespenspinne entdeckt, ein beeindruckend großes Tierchen. Allerdings fehlen ihm schon ein paar Beine.
Am Mittag essen wir in einem kleinen Restaurant in Ihosy zu Mittag. Es gibt, wie üblich auf Madagaskar, Hühnchen und Reis. Ersteres ist wie Gummi. Der Stopp währt nur kurz, dann steigen wir wieder in den Bus. Über eine endlos lange Ebene führt eine pfeilgerade Straße. Rechts und links passieren wir immer wieder Zebuherden. Hunderte der Tiere scheinen hier zu weiden. Bei einer Herde, die besonders nah an der Straße läuft, halten wir an und fragen den dazugehörigen Mann, ob wir Fotos seiner Tiere machen dürfen. Im Tausch gegen ein paar Zigaretten hat er nichts dagegen.
Das heutige Ziel ist Ranohira, eine kleine Stadt nahe dem berühmtem Isalo Nationalpark. Der Himmel zieht sich immer mehr zu – die Vorboten des Zyklons? Als wir Ranohira erreichen, tröpfelt es bereits. Schon vor der Stadt biegen wir nach rechts zu einem Hotel ab, das von einer hohen, grauen Steinmauer umringt ist. Durch das Restaurant, wo uns eine nette junge Dame begrüßt, geht es in den Innenbereich des Hotels. Hübsche kleine Steinbungalows reihen sich um einen blauen Pool. Ich und Tanala haben Nr. 56. Vor jedem Bungalow stehen Sonnenliegen. Vor dem Restaurant stehen ein paar Korbsessel mit niedrigen Tischen, wo ich mich mit Tanala und ein paar anderen erstmal zu einem kühlen THB niederlasse. Ab dem Abend gibt es hier sogar Wlan, weshalb direkt alle über den Smartphones kleben. Ich nicht. Im Urlaub bin ich ohne.
Am Abend kommen noch die local guides vorbei, die unsere Gruppe – wie immer aufgeteilt – durch Isalo führen werden. Sie heißen Rolande, Albert und Roxy und sprechen ein hervorragendes Englisch. Da merkt man, dass hier mehr Touristen als anderswo unterwegs sind. Während wir plaudern, entdeckt plötzlich einer der Guides eine Mantide, die sich ins Restaurant verirrt hat. Und auch noch eine Idolomorpha madagascariensis! Wahnsinn. Mittels einer Art Wischmopp, der mit einem Ast verlängert wird, versuchen wir, das tolle Tier von der Decke zu holen und wieder nach draußen zu befördern. Die Hotelangestellten schmunzeln eher über die irren Vazaha, die einem kleinen Insekt an der Decke hinterher jagen. Tatsächlich erwischen wir das hübsche Tierchen endlich. Nach ein paar Fotos darf es wieder ins Freie, wo es sicher auch her kam.