Am frühen Morgen starten wir nach einem kurzen Frühstück in Richtung Ifaty. Bereits die Straße bis zur Tankstelle, wo der Bus mal wieder aufgefüllt wird, ist löchrig und nass. Aus Toliara heraus geht es in Richtung einer kaputten Brücke, aber rechts davon ist eine Art Ersatzfurt gebastelt worden. Wir queren eine weitere – aber weitgehend intakte – riesige, lange Stahlbrücke. Dahinter halten wir an einer Art Polizeiposten an, die Polizisten sehen allerdings nicht aus, als würden sie sich für irgendwen interessieren. Sie sitzen auf Klappstühlen zu zweit im Schatten und haben die Mützen ins Gesicht gezogen. Ein großer Tatabus fährt an uns vorbei. Er ist vollgestopft mit Menschen, und das Dach ist mit allem möglichen Gerümpel bepackt. Ein umgedrehter Tisch, Fahrräder und Körbe stapeln sich darauf. Gegenüber der Polizeistation weist ein weißes Schild darauf hin, dass man wegen der Chamäleons hier bitte vorsichtig fahren möge. Auch der WWF ist abgebildet als Unterzeichner. Direkt neben dem Schild liegt haufenweise Müll im Gebüsch. Und stören tut das Schild auch keinen. Wirklich keinen.
Der Weg an der Küste entlang nach Ifaty ist war flach, aber nur eine sandige Piste und deshalb sehr rumpelig. Dimby entdeckt während des Fahrens am Straßenrand Furcifer antimena im Busch und hält den Bus sofort an. Die Art könnte mein neuer Favorit werden. Die Weibchen sind grün mit tollen Blau- und Lilaakzenten, während die Männchen grün sind, einen Nasenfortsatz und einen stacheligen Rücken haben. Auch ein Männchen mit einer tiefen Bisswunde am Arm sitzt im Gebüsch – leider ist die Wunde zum Nähen schon zu alt. Auf der Sandpiste rappeln allerhand eigentümliche Gefährte vorbei. Darunter ein riesiger Laster mit einer Unmenge an Reissäcken, der wohl einen Achsenbruch hat. Jedenfalls schlingert er quasi seitlich vor sich hin, und ich habe kurz Angst, dass er einfach in unseren Bus kracht. Doch erstaunlicherweise passiert der LKW uns ohne Probleme.
Um Mittag herum trudeln wir in Ifaty ein, einem kleinen Küstendörfchen, das mehrheitlich aus Hotels besteht. Bei Chez Cécile begrüßt uns die braungebrannte Besitzerin persönlich, eine ausgewanderte Französin, und zeigt uns hübsche kleine, weiße Bungalows mit Bananenblattdächern. Tanala und ich haben Nummer 3. Die Bar des Hotels liegt direkt am Strand, mit Liegen und Sesseln nur wenige Meter vom Meer entfernt. Jeder bekommt einen Begrüßungstrunk, der dank des Rums und der Hitze direkt in den Kopf geht.
Ich entdecke auf unserer Bungalowwand direkt einige Phelsuma standingi und freue mich sehr darüber – behauptet doch die Literatur mehrheitlich, die Tiere würden nicht an Häusern vorkommen. Auch in den hohen Bäumen rund um die Bungalows sind jede Menge kleiner und großer Geckos unterwegs. Ich trinke erstmal ein THB. Und noch eines. Man schwitzt hier vom absoluten Nixtun, es hat 32° im Schatten. Zum Glück geht hier am Meer ein stetiger leichter Wind, das macht es sehr angenehm. Ich verbringe den Nachmittag im Meer und im Liegestuhl mit einer Menge Wasser und THB. Immer wieder kommt ein riesiger, aber sehr langsam fliegender großer Schmetterling vorbei. Er ist weiß-schwarz mit langen roten Schwänzen, und scheint vom Wind getragen zu werden.
Am Abend treffe ich mit Dimby und Tanala unseren Guide, Vonjy. Er ist groß, sehr nett und sucht für uns seit Wochen nach den seltenen Furcifer belalandaensis. Die Art wurde seit Jahren nicht mehr gefunden oder gar dokumentiert. Ich bin extrem gespannt, ob wir eines dieser außergewöhnlichen Tiere zu Gesicht bekommen. Die Sonne geht in Ifaty extrem schnell unter. Ich kann quasi zuschauen, wie die Sonne sinkt und dann plötzlich verschwunden ist. Schwupp, ist der Lichtschalter aus. Es sind unendlich viele Stechmücken hier unterwegs. Ich pinsele mich von oben bis unten mit Antibrumm ein, aber der Nutzen ist eher so lala. Ich bin todmüde und gehe direkt nach dem Abendessen ins Bett. Cécile hat schon zum dritten Mal Rum ausgegeben, diesmal Litschi. Der mag dazu beigetragen haben, dass ich zufrieden UND müde bin.
Ein Gedanke zu „Von Toliara an die Strände Ifatys“