Heute bin ich relativ ausgeschlafen. Am Vormittag sollen die Gäste mit dem Flieger ankommen. Dimby hat schon in aller Frühe abgeklärt, dass der Flieger auch wirklich kommt. Bei Air Madagascar weiß man ja nie. Jetzt haben er, Tanala und ich noch etwas Zeit zu dritt und genießen ein ausgiebiges Frühstück mit allem, was das Herz begehrt: Bananen, Ananassaft, Omelette und Luftbaguette mit Honig (gut, an dieser Stelle würde das Herz vielleicht eher ein knuspriges Brötchen begehren, man kann aber halt nicht überall alles haben!). Das Wetter ist leider immernoch etwas diesig, es nieselt vor sich hin, der Himmel ist bedeckt. Vor dem Hotel kommt ein junger Mann auf einem Fahrrad angefahren. Über die Schulter trägt er einen Speerfisch und verschwindet damit in der Hotelküche. Anscheinend möchte aber niemand heute den Fisch haben, denn wenig später fährt der junge Mann samt Fisch wieder davon.
Schließlich hören wir ein Flugzeug nahen – das Zeichen für Tanala und Dimby, zum Flughafen aufzubrechen. Ich döse derweil in einem der kleinen Sessel auf der Terrasse, schreibe an meinem Tagebuch und sortiere Fotos. Schließlich kommt der weiße Bus mit deutlich mehr Mitfahrern als gestern den sandigen Pfad bis vor das Restaurant des Coco Beach gefahren. Es verspricht eine bunte Truppe zu werden: Mit dabei sind Lore, Stefan, Stephan, Gerd, Anja und Martin, die alle schon 2013 mit im Norden waren. Ein bisschen Revival-Tour sozusagen. Es dauert ein wenig, bis alle auf ihre Bungalows verteilt sind und die lange Anreise bei einem kühlen THB vergessen können. In ein paar Bäumen nahe des Hotels findet sich ein Pantherchamäleon, ein hübsches ausgewachsenes Männchen.
Da der Tag noch jung ist, unternehmen wir einen kleinen Stadtrundgang in Maroantsetra. Oder nein, wir versuchen es. Weit kommen wir nicht. Auf halber Höhe der Hauptstraße fängt es an zu schütten ohne Ende. Ich rette mich unter das schmale Dach eines kleinen Stands, und werde trotzdem reichlich nass. Innerhalb von zehn Minuten steht das Wasser überall in kleinen Seen auf der Straße. Verkäufer decken ihre Ware mit Planen ab, das Leben steht kurzfristig mal still. Trotz des Regens ist es immernoch enorm warm, ein bisschen wie in einer Waschküche. Als es auch nach einer ganzen Weile nicht aufhören will zu regnen, geht Dimby Regenschirme kaufen.
Kleine, Billig-Regenschirme aus China, die ihren Dienst aber durchaus tun. 6000 Ariary kosten die kleineren jetzt gerade bei einem findigen älteren Mann, 12.000 die großen. Wie ein bisschen Regen das Geschäft fördern kann! Sonst sind die quietschebunten Schirmchen wahrscheinlich für 1000 Ariary zu haben. Réné hat einen besonders hübschen, kleinen Schirm mit rosafarbenen Punkten und rosa Plastikgriff ergattert.
Nach einer gefühlten Ewigkeit – inzwischen hab ich echt Hunger, weil das Mittagessen ausgefallen ist – hört es auf zu regnen. Wir biegen rechts zum alten Markt ab, und wandern zwischen Wellblechwänden und Holzbrettern bis zu vielen kleinen Gemüse- und Obstständen. Irgendwo zwischendrin kaufe ich an einer kleinen Hütte frittierte Bananen für 100 Ariary das Stück. Überall sind knöcheltiefe Pfützen, so dass die kleine Wanderung eher ein Slalomlauf wird. Einen einzigen Stand finde ich, der in einer Ecke ganz unauffällig kleine, schwarze Mangostan anbietet. Mein neues Lieblingsobst wird natürlich sofort gekauft, für immerhin 300 Ariary pro Mangostan – für mich ein Schnäppchen, für die madagassische Verkäuferin ein guter Verdienst. Außerdem wandern noch vier Häufchen Rambutan in meinen Einkaufsbeutel. Es fängt wieder an zu regnen, so dass wir den Marktbummel abkürzen und zurück zum Coco Beach laufen.
Den ganzen Abend hört es nicht mehr auf zu regnen. Mit Dimby verspeise ich alle Mangostan in Windeseile, es ist auch eine seiner liebsten Obstsorten. Sie schmecken aber auch einfach fabelhaft. Da das Wetter gar nichts anderes hergibt, wird der Abend zu einer fröhlichen Runde mit viel Rum, und bei einigen wenigen auch Wein. Südafrikanischer Wein, der madagassische ist nur begrenzt genießbar.