Es ist Zeit, die Zelte in Ranomafana abzubrechen und zurück nach Antsirabe zu reisen. Nach einem Frühstück mit noch mehr Ananas fährt der Bus langsam durch das Dorf und die vielen Kurven nach oben. Vorbei am Nationalpark mit seinem Park Office, ein paar der Guides winken. Ein wenig dahinter halten wir nochmal an, weil einige Fotos des Wasserfalls machen wollen. Christian entdeckt auf einem Baum direkt am steilen Abhang ein weibliches Calumma crypticum, das sich geduldig fotografieren lässt, um dann wieder seiner Wege zu ziehen. Und auch ein Männchen findet sich in den Bäumen gegenüber noch, und es hat sogar blau gepunktete Beine.
Schließlich erreichen wir wieder das „normale“ Hochland mit seinen vielen Reisfeldern. Wir biegen rechts auf die RN7 ein, und folgen dem Weg zurück, über den wir vor ein paar Tagen hier hergekommen sind. Die Reisfelder werden immer mehr, und ein azurblauer Himmel spannt sich über die malerische Landschaft. Irgendwo hält der Bus plötzlich an. Rechts und links liegen blanke Felsen in der Sonne. Ein Jahr zuvor hat Dimby unweit von hier Furcifer campani gefunden, das Juwelenchamäleon. Laut Literatur kommen die Tiere hier überhaupt nicht vor, sondern nur viele Kilometer entfernt von hier in höher gelegenen Gegenden des Hochlandes. Ich bin sehr gespannt, ob es sich da wirklich nur um einen Zufallsfund gehandelt hat, oder hier tatsächlich eine bisher unbekannte Population der Art vorkommt. Christian und Rapha hatten erst kürzlich ebenfalls hier ein Weibchen der gleichen Art entdeckt. In einem relativ felsigen Lebensraum, und sehr viel Gebüsch, aber alles ist Sekundärvegetation. Die Chancen stehen gar nicht sooo übel. Eine ganze Weile vergeht, in dem alle entlang der Büsche und Bäume nach den kleinen Chamäleons Ausschau halten. Und schließlich hat uns Chamäleon-Finder Christian – wer auch sonst – ein ganz kleines Chamäleon auf einem Ästchen in der Hand. Er hat tatsächlich ein Furcifer campani-Männchen gefunden! Der Wahnsinn. Das kleine Tier hat beige Streifen, die über den ganzen Körper reichen, und viele kleine helle Punkte dazwischen. Der Name Juwelenchamäleon stammt allerdings von den Weibchen, die während der Trächtigkeit besonders tolle Farben zeigen. Aber auch das kleine Männchen ist eine kleine Schönheit. Außerdem taucht noch ein winziges, neongrünes Furcifer lateralis-Jungtier auf. Selten, dass die Kleinen ein so intensives Grün zeigen.
Nachdem alle eingehend den kleinen Kerl bewundert haben, führt uns die Reise weiter durch’s grüne Hochland bis nach Ambositra. Dort genießen wir unser Mittagessen zwischen den kunstvoll verzierten Häuschen des Artisan und steigen dann wieder in den Bus, denn wir wollen heute noch bis nach Antsirabe fahren. Unterwegs begegnet uns ein kleiner LKW mit Edeka-Beschrifung. Da wurde wohl nichts entfernt, als der Laster von Deutschland nach Madagaskar gebracht wurde. Der Handel mit gebrauchten Autos und LKWs aus Europa blüht auf der roten Insel. Deshalb kann man hier auch mal skurille Bilder aufnehmen, beispielsweise von Kombis mit „Maler- und Lackiererei Müller“-Aufschrift samt Adresse. Oder eben einem „täglich frisch bei Edeka“-Laster.
Am späten Nachmittag erreichen wir Antsirabe. Zwischen Ummengen bunter Pousse-Pousse fahren wir langsam durch die Stadt, bis wir in eine schmale Gasse einbiegen. Dort liegt unser Hotel hinter hohen Mauern. Da es selbst kein Restaurant hat, gehen wir nochmal in die Innenstadt und besuchen ein kleines, schummrig beleuchtetes Restaurant. Sogar eine madagassische Band findet sich ein, die den Abend sehr laut begleitet. Nur das Essen braucht sehr lang, aber die Versorgung mit kühlem THB ist gut (und konstant). Viele THB später falle ich müde in mein Bett im Hotel.