Freitag, Tag der Heimreise. Während die Jungs das Camp abbauen und alle Zelte und Utensilien in den Autos verstauen, schaue ich nochmal nach Tieren. In der Hecke vor dem Campground sitzt ein winziges Calumma linotum-Baby. Es ist nicht mal so lang wie die Kuppe meines Zeigefingers. Und etwas weiter vor dem Wächterhäuschen ist noch ein Calumma ambreense-Weibchen unterwegs. Ich mache ein paar letzte Fotos, bevor wir losziehen.
Am Parkeingang halten wir nochmal an. Angeluc und Angelin hatten gestern nach Furcifer petteri rund um ihr Haus gesucht, wo die Tiere natürlicherweise vorkommen. Oben im Regenwald findet man sie kaum, hier unten in den niedrigeren Bäumen und Büschen dagegen relativ gut. Obwohl hier viel abgeholzt wird, und entsprechend mehrheitlich Sekundärvegetation vorhanden ist. Die Grenze zum Regenwald ist hier sehr knapp und sicher wird auch innerhalb des Regenwaldes manchmal Holz geschlagen. Tatsächlich finden die Zwillinge zwei hübsche Männchen von Furcifer petteri wieder, ein jüngeres und ein älteres. Beide gefallen mir irre gut und gewinnen dem heutigen Abschiedstag doch noch Gutes ab.
Der Abschied fällt schwer. Ich würde gerne mit nach Nosy Hara kommen, aber leider verträgt sich das nicht mit meinen Urlaubstagen und meiner Arbeit. Also verabschiede ich mich von Dimby, José, Gris, Mika, Eric, Andry, Ines, Steffi, Stefan und natürlich allen anderen, die mit auf der Reise waren. Alle winken zum Abschied aus den Autos, dann verlassen die Landcruiser den Flughafen und ich warte allein auf meinen Flug. Der geht immerhin relativ pünktlich. Er kommt gerade von Nosy Be und hält sich auch nicht lange mit Herumstehen auf.
Vor dem Flughafengebäude von Tana wartet ein kleiner, junger Mann. Er hält ein Schild, und auf dem steht „Masika sipa“ – und er grinst, als wüsste er um die Bedeutung des Spitznamens. Der ist übrigens ein bisschen falsch geschrieben, ein a fehlt. Aber sonst wäre es ja kein richtiger Spitzname. Der Name des Typen mit dem Schild ist Nary, und er fährt mich heute zum Hotel Raphia. Und bringt mich morgen früh zum Flughafen, wenn mein Madagassisch für die richtige Uhrzeit ausreicht. Denn Nary spricht weder Englisch noch Französisch. Wir bugsieren mein Gepäck in seinen alten, bordeauxroten Renault, und rumpeln über die Straßen von Tana zum Raphia. Es ist Zeit, wieder nach Hause zu fliegen. Es war eine sehr schöne Zeit auf Madagaskar, und das nächste Jahr ist schon geplant. Soviel ist sicher.
P.S.: Mein Madagassisch war offenbar gut genug. Nary stand Punkt zehn Uhr vor dem Hotel, und ich war so pünktlich am Flughafen wie noch nie auf Madagaskar.