Ausgeschlafen! Trotz einer ganzen Menge nerviger Mücken. Das Wasser ging übrigens gegen halb zwölf wieder, genauso wie der Strom. Blöd ist nur, wenn man den Wasserhahn aufgedreht hatte – ohne Wasser -, ihn aber vergessen hat zuzudrehen. Dann wird man möglicherweise nachts davon geweckt, dass das Bad unter Wasser steht, weil das Waschbecken fröhlich plätschernd überläuft.
Endlich sind alle da. Katja ist auch noch in der Nacht angekommen – sie und Markus, Chrissi sowie Ines waren auch 2016 schon mit. Die Begrüßung fällt entsprechend herzlich aus, und alle freuen sich auf die gemeinsame Reise, die noch vor uns liegt. Das Frühstück fällt wie immer eher kurz aus, mit Luftbaguette und Honig. Chrissi hat noch diverse Kartons Malbücher und Stifte mitgebracht, während Markus‘ Gepäck mit T-Shirts und Bandanas für die Jungs vollgestopft ist. Zum Glück hatten beide ein zweites 23 kg-Gepäckstück frei. Heute fahren wir los. Christian und Rapha lenken den großen roten Bus aus dem Tor des Raphia, und langsam gondeln wir in Richtung RN2. Der Verkehr in Tana ist dicht und es dauert, bis wir überhaupt in Richtung östliches Hochland voran kommen.
An der Tanke von Ambohimangakely halten wir kurz an. Christian deutet mit dem Finger in einen Busch neben dem Haus der Tanke. „Tanalahy!“, meint er feixend. Hier? Chamäleons? Er sieht meinen eher ungläubigen Blick und verschwindet hinter dem Gebüsch, um wenige Sekunden später mit einem Furcifer oustaleti auf der Hand wieder aufzutauchen. Gut, die Art kann also auch an der Tanke leben. Ein richtiger Baum ist weit und breit nicht zu sehen, nur ein vermüllter Graben mit ein paar Büschen. Hat sich wohl verirrt, der Herr.
Nach guten vier Stunden biegt der Bus in die altbekannte Straße Richtung Andasibe ein. Gerade wurden mal wieder Eukalyptus-Bäume am Straßenrand gefällt. So richtig klappt es noch nicht mit den einheimischen Bäumen, die hier stattdessen wachsen sollen. Christian bringt uns ins altbekannte Hotel Feon’ny Ala mit seinen in Stufen angeordneten Bungalows, Blick in den Regenwald inklusive.
Wir machen es uns erstmal auf der Terrasse bequem, trinken THB, essen das berühmte Zebu-Sandwich – das beste Madagaskars – und entspannen. Ich nach der langen Reise vom Süden mit dem Auto bis Tana, die anderen von ihren langen Flügen.
Erst in der Dunkelheit gehen wir doch nochmal raus. Mit Stirnlampen auf dem Kopf und dem Fotorucksack auf dem Rücken schlendern wir die Straße entlang. Das Licht der Stirnlampen wandert über Büsche und Bäume. Es ist relativ trocken, und entsprechend wenige Frösche sind unterwegs. Ein Calumma emelinae schläft auf einem Blatt, und ein Mausmaki flitzt durchs Gebüsch. Auf einem dicken Ast zwanzig Meter weiter sitzt ein hübsches Calumma brevicorne-Männchen. Ansonsten gibt es nicht soviel zu sehen, so dass ich nach einem Stündchen schon wieder umkehre.
Als ich gerade an der verlassenen Terrasse des Feon’ny Ala vorbeilaufe, höre ich ein Rascheln über mir. Ich schaue nach oben. In einer der großen Ravenalas, direkt unter dem von Mausmakis gern genutztem Stromkabel, sitzt ein Büschelohrmaki (Allocebus trichotis). Vorsichtig hole ich doch nochmal die Kamera aus dem Rucksack. Der kleine Kerl lässt sich überhaupt nicht stören. Er bleibt einfach sitzen, direkt vor einem abgeknickten Ravenalablatt. Ich kann ein paar Minuten fotografieren, bevor der kleine Maki sich verabschiedet. Er verschwindet hinter der Ravenala und läuft – wie die Mausmakis sonst – über das Stromkabel. Das scheint sich einfach gut zum darauf laufen zu eignen, wenn man so klein ist. Büschelohrmakis habe ich hier noch nie gesehen, und so freue ich mich, dass der Abend doch noch eine kleine Überraschung in petto hatte. Beschwingt gehe ich zurück zu meinem und Tanalas Bungalow und schlafe sehr schnell ein.