Wir müssen über das Klo reden. Nicht, dass das nicht jeden Tag beim Camping ein allseits beliebtes Thema wäre. Schon in Marojejy gab es ja nach einigen Tagen ein Toilettenproblem. Jemand – und ich nenne hier zunächst keine Namen – hat das mit den madagassischen Klos nicht so ganz raus. Zur Erinnerung: Selbst gebaute Toilettenhäuschen auf Madagaskar verfügen in aller Regel nur über Kloschüsseln ohne Spülung. Gespült wird mit einem Eimer Wasser, den man schwungvoll „hinterher spült“. Dabei wird meistens sehr viel vom Toilettenhäuschen nass. Das ist kein Problem, solange es sich dabei tatsächlich um Wasser aus dem Eimer handelt. Weitere, menschgemachte Nasszusätze sind auf dem Boden sowie auf der Klobrille NICHT erlaubt. Überhaupt gibt es Kloschüsseln auf Madagaskar eigentlich nur da, wo Touristen sind. Der gemeine Dorfbewohner nutzt gar nichts oder Plumpsklos, in unbequemer Hockstellung. Eine fragwürdige Errungenschaft aus dem Süden Frankreichs, bei der man recht gut zielen sollte.
Zurück zu den hübschen Toilettenhäuschen mit Kloschüsseln. Die Rohre hinter diesen Toiletten sind eher schmal. Man muss beim Bau halt nehmen, was da ist. Und das sind in aller Regel nicht die breiten Riesenrohre, die man von deutschen Abwasserkanälen gewohnt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass auf Madagaskar meist mit Schwerkraft gearbeitet wird. Und die ist nicht besonders krass zwischen einer Toilette auf 50 cm Bodenplatte und einem Rohr, das über oder knapp unter dem Boden verläuft. Deshalb hat man es sich auf Madagaskar angewöhnt, lediglich die diversen Geschäfte in der Kloschüssel zu hinterlassen. Klopapier – so man es denn benutzt – wird in einen Papierkorb neben dem Klo geworfen. Das müffelt etwas und zieht Fliegen an, verstopft aber keine Toiletten. Und man kann es noch verbrennen.
Fassen wir also zusammen: KEIN Klopapier in madagassische Klos! Oder nur ein Streifen, aber stückweise, niemals mehrere auf einmal. Die Hand mit vierlagigem Klopapier zu umwickeln, einmal durchzuwischen und das Ding komplett in die Schüssel zu werfen, ist hier ein absolutes NO GO. Das haben wir wirklich ausführlich erörtert. In Marojejy. In Sambava. In Daraina. Irgendwie hat es aber nicht jeder verstanden. Denn heute Morgen ist das Klo, und ich übertreibe nicht, bis zum Rand der Kloschüssel gefüllt. Nicht nur mit Wasser. Diverse riesige Klumpen Klopapier und undefinierbares schwimmen darin. Mehrere Rohreinigungsversuche – sogar ein Pömpel taucht hier im Nirgendwo plötzlich auf, womöglich aus Dimby MacGyvers Landcruiser – scheitern kläglich. Begriffe wie „Köttelkarussell“ und „Würschtelwasser“ machen die Runde. Es ist unfreiwillig komisch, das Ganze. Klozilla hat wieder zugeschlagen.
Es gibt also nun eine Ausweichtoilette: Den Laterithang über dem Camp. Da hat man eine fantastische Aussicht, muss sich sein Loch aber mittels eines Spatens selbst graben. Und auch wieder zuschaufeln, versteht sich. Es steckt also jetzt ein riesenhafter Spaten unten vor den Stufen zum Hügel. Und jeder darf das neue Freilichtklo ausgiebig nutzen. Ist ja niemand hier, der einem zusehen könnte. Und die, die da sind, kennt man ja eh schon viel besser, als einem lieb ist.
Blöd ist es übrigens, wenn die Freilichttoilette von einer Herde weidender Zebus in Beschlag genommen wird. Denn Rinder – und nichts anderes sind Zebus, wenn auch mit Buckel – sind von Natur aus sehr neugierig. Hat man sich also ein hübsches Viereck mit dem Spaten ausgehoben, kann man sicher sein, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zebus bereits auf sich gezogen zu haben. Hockt man sich dann auch noch hin, animiert das die Zebus SOFORT, näher zu kommen. Bis sie sehr, sehr nahe sind. Sie springen aber sehr lustig hektisch davon, wenn man wieder aufsteht. Die Kälber allerdings weniger, die toben gerne mal wild bockend zurück. Man sollte also beim Zuschaufeln aufpassen, wohin man seinen Spaten schwingt. Die Aussicht hier oben ist wirklich schön. Nur ein bisschen wolkig.