Norden 2013

Entspannung am Traumstrand

Ankify
Ankify

Heute ist Nichtstun angesagt. Nach und nach trudeln gegen halb Neun alle zum Frühstück (diesmal mit Ananassaft) ein. Offiziell gibt es heute kein Programm. Wer mag, kann sich an den Strand legen und  sich langsam von der Sonne grillen lassen. Ein paar möchten nahe des Lodge-Eingangs an einem Bach im Wald nach Fröschen suchen.

Als ich zusammen mit Armin die Lodge auf dem Weg nach rechts verlasse, fährt ein älterer Mann im selbstgebastelten Rollstuhl an uns vorbei. Den Hang kommt er kaum hoch, und so schiebt Armin ihn kurzerhand nach oben, ohne dass einer auch nur ein Wort des anderen verstehen würde. Aber das macht nichts, der Mann freut sich auch ohne uns zu verstehen. An einem kleinen Hang, vielleicht 50 Meter von der Lodge entfernt, sind Heidi und ein paar andere auf Froschsuche. Das nasse Bachufer und die Wärme versprechen schöne Tiere. Wenige Meter davor entdecken wir ein Baby-Pantherchamäleon, das gerade so auf meinen Daumen passt.  Es ist rosa mit hellen Lateralstreifen – und ziemlich empört darüber, dass solche Riesen es auf die Hand nehmen. Ich setze es nach einigen Fotos vorsichtig wieder zurück auf den Ast, auf dem es gefunden wurde.

Furcifer pardalis
Furcifer pardalis Jungtier

Martin, Tanala und ich schlendern gemütlich an den Froschsuchern vorbei und schauen im Gebüsch und den Bäumen drumherum nach weiteren Pantherchamäleons. Ganz so einfach ist es nicht, wenn man keinen Guide dabei hat. Aber wir haben Zeit. Ich genieße die Ruhe und lasse meine Blicke durch die grüne Vegetation schweifen. Nach kurzer Zeit bemerke ich, dass uns die anderen gar nicht folgen. Tanala hatte vorgeschlagen, bis zu einem kleinen Restaurant zu laufen, dessen Eigentümerin er kennt und wo man bei schöner Aussicht ein kühles THB trinken kann.  Tja, nun sind wir nur zu dritt, aber umso schöner wird es. Der Weg ist teils noch asphaltiert, teils nur Schotter, dann wieder sandig. Wir treffen auf Zebus am Straßenrand, einige Hütten stehen den Abhang hinunter unten am Strand. Wunderschöne, weiß und gelb blühende Blumen begleiten uns den gesamten Weg.  Palmen wechseln sich mit anderen Laubbäumen ab und bilden ein dichtes, fantastisches Grün, das einen tollen Kontrast zum blauen, leicht bewölkten Himmel bildet. Ein Traumweg… Eine sehr schöne, weiße Blume heißt übrigens passend zu ihrem eigentümlichen Aussehen Clitoria.

Unterwegs finden wir ein weiteres, etwas älteres Pantherchamäleon-Jungtier. Nachdem es Martin und mir zwischen den Ästen entwischt, brauchen wir fast eine Viertelstunde, um es überhaupt wiederzufinden. Schnell hat es sich hinter einige Blätter geflüchtet und obwohl es alles andere als grün ist, ist es im Gebüsch nur schwer auszumachen – und das, obwohl ich eigentlich ganz genau gesehen habe, wo es hingelaufen ist! Am gleichen Straßenrand entdecken wir ein buntes, ausgewachsenes Pantherchamäleon-Männchen, ein wunderschönes Tier. Leider ist auch dieses etwas nervös, so dass wir es nach wenigen Fotos wieder zurück in sein Gebüsch setzen und ziehen lassen.

Irgendwann beschreibt der Weg eine sanfte Rechtskurve und wir kommen an ein weißes Steinhaus mit rotem Dach, zu dem eine steile, schmale Treppe hinunterführt. Tanala geht vor, zwei große, beige Hunde kommen uns entgegengesprungen. Statt uns zu verbellen, begrüßen sie uns freundlich. Beide sehen erstaunlich gepflegt aus, sind kastriert und tragen Halsbänder. Sie begleiten uns auf eine kleine Terasse hinter dem Haus.  Wir durchqueren eine Halle, an deren weißen Wänden kleine Sitzbänke mit bunten Kissen stehen. Auf einem kleinen, weiß bezogenem Sofa und dem dazu passenden, bequemen Sessel lässt sich der Ausblick auf’s Meer wahrlich genießen.  Die Eigentümerin des ehemaligen Dauphin Bleu, jetzt Ankify Lodge, scheint gewechselt zu haben, die jetzige bewirtet aber nach wie vor Gäste und bringt uns THB und Erdnüsse. Die Hunde gesellen sich zu uns und lassen sich kraulen.  Ich esse die Erdnüsse mehrheitlich alleine auf. Der perfekte Tag.

Als irgendwann alle Getränke leer sind und es Zeit wird, zurückzugehen, fällt mir das Gehen schwer. Ein so schöner, ruhiger Ort, ein so paradiesischer Tag.  Wir verlassen das kleine Restaurant. Als wir die Treppe heraufsteigen, folgt uns der jüngere der beiden Hunde. Auf die Rufe seiner Besitzerin reagiert er nicht, er läuft ein paar Meter mit, fordert uns zum Spiel auf und muss schließlich von Tanala zurückgebracht werden. Kaum sind wir etwa hundert Meter gelaufen, hat der Hund uns erneut eingeholt. Scheint, als würden nicht viele der vorbeikommenden Gäste mit ihm spielen oder sich mit ihm beschäftigen. Er tollt um uns herum – und Tanala bringt den lieben Kerl erneut zurück in sein Zuhause, wo er es im Gegensatz zu den meisten Hunden auf Madagaskar ziemlich gut hat. Etwas zügiger als heute morgen, aber immernoch sehr gemütlich, laufen wir den Weg zurück zur Lodge. Tatsächlich ist es gar nicht so weit – auf der Suche nach Pantherchamäleons sind wir heute morgen aber wohl ziemlich geschlichen.

Ankify
Der Strand unseres Hotels

Zurück in der Lodge zieht es alle schnell an den Strand. Die Strömung im Meer ist heute um ein Vielfaches stärker als gestern, man kann kaum stehen, geschweige denn lange schwimmen. Ich lasse mich auf dem Salzwasser treiben, lande ab und zu am seichten Ufer und treibe wieder zurück ins Meer. Das warme Wasser und der blaue Himmel laden zum Träumen ein. Am Strand versucht Gerd, die flinken Krabben einzufangen, ohne sich von den Scheren in die Finger zwicken zu lassen. Eine gewisse Situationskomik hat das schon. Eric und Daddy haben sich schmale, blaue Kajaks geliehen, mit denen sie ein paar Runden auf dem Meer paddeln. Ich darf es auch mal probieren. Ohne wirklich Rudern zu können, kommt man mit den kleinen Booten erstaunlich leicht und schnell vorwärts. Es macht richtig Spaß.  Eric und Dady, die beide kaum schwimmen können, trauen sich recht weit hinaus, aber es sind genug Leute da, die im Zweifelsfall helfen können.

Daddy und Thorsten
Daddy und Tanala

Als es dunkel wird, schleppe ich mich ziemlich müde die Stufen zum Restaurant hoch. Von was ich eigentlich so müde bin? Gute Frage, eigentlich war ich ja nur Spazieren heute. Wir sitzen noch ein bisschen vor der Theke in Sesseln an niedrigen Tischen. Stefan kommt irgendwann auf die Idee, Lore und mir Poker beizubringen. Top Idee – das kann ich ungefähr so gut wie auf dem Mars landen. Und mögen tu ich das Spiel auch nicht. Ich überlasse meine Karten mal ganz großzügig meinem Nachbarn – Tanala kann zumindest pokern.  Irgendwann nach dem Abendessen verschwinden nach und nach alle in ihre Bungalows. Als die Bediensteten das Licht ausmachen wollen, sitzen wir immer noch zu zweit da und reden.

Ankify
Mein Bungalow

Die Nacht hat noch ungeahnte Überraschungen für mich – aber keine schönen. Als ich zurück in mein Bungalow komme, sitzt eine monströse Spinne auf meinem Kopfkissen. Hallo?! Wieso denn ausgerechnet auf meinem KOPFKISSEN? Gehe ich von den Maßen meiner Hand aus, hat das Tierchen samt Beinen etwa 20 cm Durchmesser. Ist jetzt nicht riesig, aber für meinen Geschmack deutlich zu groß. Leider komme ich in einem leichten Anflug von Ekelpanik nicht auf die Idee, einfach die Tür zu öffnen und Kissen samt Spinne nach draußen zu befördern. Stattdessen werfe ich das Ganze vor die Wand auf den Boden. Ja. Spinne sitzt noch, ich tänzele um mein Bett und spanne das Moskitonetz. So fest war noch kein Moskitonetz jemals gespannt! Mein kleiner Phelsume, der die letzten Tage abends immer in meinem Cocktailglas saß und  den morgens mitgebrachten Honig abschleckte, ist auch weg. Wahrscheinlich vom Achtbeiner gefressen. Naja, mal schauen, wo das Monster morgen früh steckt.

Veröffentlicht von Alex

Alex ist 35 Jahre alt, wohnt in der Nähe von Mainz und ist im echten Leben fernab des Urlaubs Tierarzt mit Faible für Reptilien. Sie fotografiert und reist gerne - so entstand auch dieser Blog. Nebenbei hält sie selbst Chamäleons zu Hause, schreibt an wissenschaftlichen Veröffentlichungen, betreibt ein kostenloses OnlineMagazin und erstellt Malbücher für madagassische Kinder.

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