Der Morgen beginnt spät, oder zumindest sehr spät für Madagaskar. Ich schlafe bis neun Uhr aus. Als ich die Tür des Bungalows öffne und den bunten Vorhang zur Seite schiebe, strahlt die Sonne vom wolkenlosen, azurblauen Himmel. Zeit für einen schönen Spaziergang! Bevor ich aber weg komme, treffe ich vor der Hoteltür die Frau mit dem grünen Eimer voller Mangostan wieder. Was ein Glück, die Gute hat tatsächlich verstanden, was wir ihr mit Händen und Füßen zu erklären versucht haben. Sie strahlt, als sie uns sieht. Erst möchte sie 1000 Ariary für vier Mangostan haben, aber Dimby handelt sie auf die 500 vom letzten Mal herunter. Am Ende kaufe ich einfach alle Mangostan, die der Eimer noch hergibt, und drücke ihr einen 5000-Ariary-Schein in die Hand. Mein Gott, wenn es diese Frucht regelmäßig in Europa gäbe, ich würde einiges tun dafür!
Wir laufen erneut den Weg Richtung Meer. Während es auf Nosy Mangabe ergiebig geregnet hat, scheint in Maroantsetra die Sonne geschienen zu haben. Jedenfalls ist der kleine Bach fast wieder auf seine normale Größe zurückgegangen, und nur noch wenige Häuser stehen über kleinen Pfützen. Auf einem offenen Gelände mit Zimt- und großen Mangobäumen finden wir ein Pantherchamäleon-Weibchen, gekleidet in niedliches Rosa. Als wir an der Schule vorbeikommen, sind wieder eine Menge jauchzender und fröhlicher Kinder auf dem großen Schulhof. Stefan verteilt irgendwas durch den Zaun hindurch. Zum Glück hält er den Kindern diesmal stand. Er knackt nur ein bisschen. Nur ein klitzekleines bisschen.
Zum Mittagessen gibt es – Überraschung – Mangostan und Mangostan. Auch diesmal halten sie nicht lange. Es darf großzügig mal jeder die dunklen Früchte mit den runden, grünen Blättchen obendrauf kosten. Die meisten essen Dimby und ich aber selbst. Eigentlich müsste mir schon längst schlecht davon sein, aber erstaunlicherweise vertrage ich das Obst sehr, sehr gut. Sogar der Durchfall verschwindet davon, obwohl es genau andersherum sein müsste. Mir soll’s recht sein. Aber selbst wenn der Durchfall dadurch schlimmer würde, könnte mich das von diesem süßen Obst nicht abhalten.
Mit etwas Honig an den Ravenalas locke ich am Nachmittag die Taggeckos an. Und sie sind zwar schnell, aber mögen auch den Honig sehr gerne. So lässt sich doch noch das ein oder andere Foto von den flinken Gesellen erhaschen. Tanala und Dimby planen bereits wieder im Voraus. Sie schreiben eine Liste zusammen, wer welche Getränke nach Marojejy mitnehmen möchte. Die bestellen wir dann schonmal per Telefon vor. Parallel kommt auch meine Wäsche zurück. Mangels Waschmaschine wird sie nicht wirklich sauber hier, und die Socken stinken eigentlich genauso wie vorher. Aber zumindest hat man das beruhigende Gefühl, dass alles mal Wasser und Seife gesehen hat. Was mache ich sonst noch? Martin hat festgestellt, dass ich Drei-Fragezeichen-Folgen auf dem Handy habe, und ich soll ihm welche schicken. Leider funktioniert das von Android zu Iphone nicht. Wirklich nicht. Auch nach unzähligen Versuchen nicht. Apple ist halt ein Arsch.