Ich wache auf, weil meine Nase verstopft ist. Die Grippe ist noch nicht besser als gestern. Ausgerechnet auf so einer Trauminsel. Aber was soll’s, auf dieser Reise hatten jetzt alle schon mal Schnupfen und Husten. Jemand – ich will hier ja keine Namen nennen – hat irgendeine Seuche von einer vorherigen Thailandreise mitgebracht, und damit erfolgreich alle Mitreisenden angesteckt. Zum Frühstück auf der schmalen Restaurant-Terrasse gibt es Baguette von gestern, Omelette von heute und Martin spendiert etwas von seinem leckeren Wildbienenhonig aus Ranomafana. Honig soll ja auch bei Grippe sehr gesund sein.
Der Vormittag vertreibe ich mir mit Schwimmen im Meer, das Wasser ist echt warm. Dann startet ein kleiner Teil unserer Gruppe – also eigentlich nur Dimby, Tanala, Ines, Martin, Markus, Chrissi und ich – zu einer Inselbegehung. Oder mehr Umrundung. Vier Stunden laufen wir gemütlich am Strand entlang. Der Sand ist weich, und die Wellen laufen sanft am Strand aus. Hier und da sind ein paar Felsen am Strand, und die ein oder andere Palme neigt sich bedrohlich tief dem Wasser entgegen. Ab und zu fällt wohl auch tatsächlich mal eine um. Postkartenmotive gibt es hier ohne Ende. Eigentlich sieht alles aus wie auf einer Traumurlaub-Postkarte. Weiße Strände, türkisfarbenes Wasser, Palmen und Holzhütten hier und da. Eine kleine Curasol-Plantage, Bananen begrenzen Grundstücke. Ein hübsches Haus auf der Rückseite der Insel steht zum Verkauf – es ist zweigeschossig, schick in Holz erbaut und weiß-schwarz gestrichen. Da könnte man schon schwach werden.
An einer Stelle unseres Inselrundgangs geht es durch’s hüfthöhe Meer. Der Eigentümer des Grundstücks am Strand ist wohl nicht besonders freundlich und möchte nicht, dass jemand über „seinen“ Strand läuft. Also geht es mit Hose und T-Shirt – Bikini habe ich eh drunter, und warm genug ist es allemal – rein ins Wasser. Zwischen wenigen Steinen liegen jede Menge Seeigel mit sehr langen Stacheln im kristallklaren Wasser – spannenderweise nur auf dieser Seite der Insel, bei uns am Strand nicht. Ich laufe barfuß vorsichtig zwischen den Seeigeln, und warte immer einen kleinen Moment, bis sich der aufgewirbelte Sand wieder gelegt hat. Barfuß geht es zwar wesentlich langsamer voran, aber im Gegensatz zu allen mit Badelatschen habe ich hinterher keine Seeigel-Stacheln im Fuß. In einem kleinen Hotel namens Le Lémurien am anderen Ende der Insel machen wir eine Pause. In gemütlichen Sesseln sitzend, eine Cola in der Hand, lässt es sich hier ziemlich gut aushalten. Die Sonne scheint, es ist super warm, wir sitzen entspannt im Schatten, ein leichter Wind geht. Das Paradies!
Auf dem Rückweg kommen wir zu einer schönen, grünen Bucht. Ich versuche mit Chrissi, die Drohne über das Wasser bis zu den gegenüberliegenden Palmen fliegen zu lassen. Leider sehe ich schon nach ein paar Metern nicht mehr, wo die Drohne eigentlich hinfliegt. Sie landet letztlich in einer Palme, zerschreddert ein paar Blätter und fällt dann aus vier Metern Höhe einfach in den Sand. Dimby packt sie wieder in den lila Bastkorb, und wir kümmern uns später um die Reparatur. Irgendwann sind wir wieder im Meva Paradis. Ich bin richtig müde von unserem Ausflug.
Am Nachmittag kommt ein junger Mann am Strand vorbei, der geschnitzte Walflossen und einen hübschen Hai aus Rosenholz anbietet. Tanala und ich versuchen ihm mit Dimby Hilfe zu erklären, was genau wir gerne von ihm geschnitzt hätten: Rum-Boote. So wie im Palmarium. Und kleine Wale bietet der Verkäufer auch gleich an – die sind wirklich hübsch, morgen bringt er mehr davon mit. Martin kauft gefühlt einen ganzen Koffer voller Schnitzereien.
Abends gibt es Brochettes und danach eröffne ich kurzfristig eine Praxis im Sessel vor Tanalas und meiner Hütte. Dimby und Ines wollen Seeigel-Stacheln aus den Fußsohlen gezogen haben. Die Stacheln sind aber ziemlich gemein. Sie sind sehr brüchig und man kann bei einigen schlecht erkennen, in welche Richtung man sie am geschicktesten herausziehen muss. Fast alle krieg ich raus – nur Toni muss leider mit einigen Stacheln im Fuß leben. Werden schon irgendwann rauseitern. Vielleicht. Vielleicht bleiben sie auch ein langfristiges Andenken an Nosy Nato.