Als ich morgens um fünf Uhr aus dem Bett steige, ist der kleine Hund weg. Zumindest liegt niemand mehr unter dem Tisch. Ich dusche kurz, ziehe mich an und trete auf die Veranda. Zwei große, runde Augen schauen mich verschlafen aus dem Sessel vor der Tür an. Da ist er, der Hund. Scheint gemütlicher gewesen zu sein als unter dem Tisch. Als ich ihn anspreche, flitzt er direkt rein ins Bungalow, und versucht auf’s Bett zu springen. Leider hat er das Moskitonetz übersehen, dotzt dagegen und fällt wieder runter. Bei so komischen Dingern bleibt er dann doch lieber vor der Tür.
Kurz vor Sechs stehen tatsächlich alle samt Gepäck am Strand. Pünktlich, pünktlich! Markus verteilt ein Paar seiner Schuhe an die Jungs des Hotels, die sich sehr darüber freuen. Hier und da wechselt außerdem das ein oder andere T-Shirt den Besitzer.
Das ist ja mal der netteste Flughafentransfer überhaupt heute. Mit Pirogen geht es durch die türkisblaue Lagune direkt zur Landebahn. Ganz so romantisch wird es aber nicht. Die Wellen heute früh sind ziemlich hoch, und beim Annähern an den Flughafen werde ich klatschnass. Eine große Welle schwappt einfach über die Piroge, und ich triefe ab Bauchnabelhöhe und auf der ganzen linken Seite vor Wasser. Wenigstens das Gepäck hat nur wenig abbekommen. Den Koffer hinter mir herziehend laufe ich mit den anderen zum Check-In, es sind keine dreißig Meter vom Strand aus.
Obwohl der Flughafen von außen sehr klein aussieht, ist innen das Terminal super neu und gepflegt. Sogar Metalldetektoren gibt es, und die Angestellten kontrollieren zur Abwechslung wirklich mal die Rucksäcke. Auch Air Madagascar überrascht mich heute vollends. Der Flieger ist früher als geplant da, und er ist: Blitzblank sauber! Die Maschine scheint sehr neu zu sein, jedenfalls ist alles Eins A geputzt und prima in Schuss. Bei Air Madagascar geschehen noch Zeichen und Wunder… Während des Fluges gibt es sogar Puddingteilchen und Saft, obwohl wir nur eine knappe Stunden in der Luft sind. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Einzig meine nassen Klamotten freunden sich mit der Klimaanlage nicht so richtig an, mir ist kühl. Schon um neun Uhr landet die ATR in Antananarivo. Beim Aussteigen aus dem Flieger fröstelt es mich fast, hier sind nur 18°C. Auf Nosy Nato hatte es durchgehend gute 10-15 Grad mehr.
Unser Bus bringt uns samt Gepäck für einen kurzen Zwischenstop zum Raphia, dann geht es los zur Shoppingtour. Vorher ziehe ich mir aber noch trockene Klamotten an. Diesmal haben Tanala und ich Zimmer 2 – so langsam müsste ich in allen mal gewesen sein. Als wir auf den Parkplatz des Jumbo Score einbiegen, fällt mir bereits auf, dass hier umgebaut wurde. Der Parkplatz besteht jetzt aus sauber geordneten Reihen, und es gibt Wachmänner an der Tür. Tatsächlich ist auch der Innenbereich komplett erneuert worden. Jetzt gleicht es mehr einer Shopping Mall, mit einem großen Supermarkt im Erdgeschoss. Oben gibt es Schmuck, Schminksachen, Telefongeschäfte und einen Spielzeugladen. Alles glänzt und blitzt. Ich bin etwas zwiegespalten – einerseits freue ich mich über die Neuerungen, andererseits kommt es mir skurril vor, dass direkt vor der Tür dieser aufgemotzten Mall Menschen kein Dach über dem Kopf haben.
Dimby hat unterwegs seinen Sohn Andrianina eingesammelt, der jetzt im Bus auf Ines‘ Schoß sitzt und fleißig Kekse, Ü-Eier und Schokolade mampft. Jeder hat natürlich etwas für den Kleinen mitgebracht. Nach dem Einkauf im Supermarkt geht es zum Handwerkermarkt, worauf ich mich eigentlich immer freue. Die vielen Hütten abzuklappern und ab und zu eine Kleinigkeit einzukaufen, macht einfach Spaß. Zumal es auch jedes Jahr neue schöne Sachen zu entdecken gibt. Diesmal kaufe ich handbemalte Schnapsgläser (für die Holzboote), Messerbänkchen aus Zebuhorn und diverse Tassen und Gläser mit Aye-Ayes drauf. Offenbar hat es gewirkt, dass wir in den letzten Jahren immer wieder nach Aye-Ayes gefragt haben. Andrianina sucht sich mit Tanala einen Spielzeug-Lastwagen aus.
Am späten Nachmittag ist der Shoppingrausch beendet. Wir kehren zurück zum Raphia, und setzen uns wie zu Beginn der Reise im Garten bei einem THB zusammen. Mapy und Rubinia sind auch gekommen. Ich habe noch eine kleine Überraschung für Mapy, die sich seit Langem eine Kamera wünscht: Ich schenke ihr meine alte Spiegelreflexkamera. Ich benutze sie nicht mehr so oft, und funktionieren tut sie noch einwandfrei. Mapy bekommt zuerst von José einen Haufen Ladekabel überreicht – und weiß nicht genau, was sie damit anfangen soll? Dann schiebt er die Kamera über den Tisch, und Mapy freut sich wie irre. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Zum Abschluss der Reise wollen wir noch gemeinsam Essen gehen. Leider haben das Carnivore und auch das Chez Maman heute geschlossen, daher begnügen wir uns mit Gastropizza. Dimbys Kinder freut das, sie finden Pizza super. Bei der Bestellung und Pizza-Auslieferung gibt es ein wenig Chaos, weil der ein oder andere sich nicht so sicher ist, was er eigentlich bestellt hat, und deshalb schon mal von fremden Tellern isst. Aber am Ende regelt sich alles.
Schon um acht bin ich wieder zurück, und falle direkt ins Bett. Der Tag war lang, und ich bin todmüde.