Um sieben Uhr bin ich ausgeschlafen. Das muss man im Urlaub auch erstmal schaffen. Ich öffne die Tür des Bungalows und stolpere fast über die kläglichen Überreste einer Krabbe. Eine weiße Katze mit bunten Flecken sitzt daneben und beäugt die Beute. Na, vielen Dank auch. Ich finde lebende Krabben hübscher.
Im Restaurant treffen sich alle zum Frühstück. Es gibt diesen Pflanzensaft namens Curasol, der immernoch schmeckt wie wahllos in den Mixer geworfenes Grünzeug, dazu Rührei und hartes Baguette. Gut, madagassisches Frühstück bzw. das „französische“ Frühstück in madagassischen Hotels war noch nie der Renner. Muss man so hinnehmen oder eben woanders frühstücken. Das nehme ich mir für die nächsten Tage gleich mal vor.
Danach machen Stefan, Steffi, Ines, Tanala und ich uns auf zu einem kleinen Spaziergang. Wir schlendern gemütlich den Schotterweg hinter dem Hotel entlang. Wenige Meter hinter dem Hotel findet sich schon ein junges Pantherchamäleon-Männchen. Es ist noch nicht so bunt wie die adulten Exemplare dieser Lokalform, aber mindestens genauso niedlich.
Ein kleiner Bach läuft durch eine am Hügel gelegene Kaffeeplantage. Kaffeeplantage bedeutet hier, dass viele Kaffeebäume in moderatem Abstand zueinander am Hügel stehen, und dazwischen findet sich die ein oder andere Tamarinde, an der Pfeffer sich nach oben rankt. Ines, Stefan, Steffi und ich suchen entlang der moosigen Steine am Bach nach Fröschen. Und wir werden mehr als fündig! Unzählige kleine, bunte Mantella ebenaui verstecken sich im Laub und unter den Steinen im Bach. Und ungefähr genauso viele Stechmücken schwirren drumherum. Wer Frösche fotografieren will, darf aber kein Antibrumm benutzen, denn das tötet Frösche – ergo werden wir alle ziemlich verstochen. In einem Laubhaufen weiter unten am Hang findet sich noch ein Brookesia stumpffi, das langsam über einen Stein wackelt. Es lässt sich kaum stören, weder von Fotokameras noch von umher laufenden Leuten.
Wir schlendern weiter den Weg entlang. Der Himmel ist blau, ein paar weiße Wölkchen verdecken ab und zu die Sonne. Es ist wahnsinnig warm, der Schweiß läuft und läuft und läuft. In einer Kurve kann man direkt auf den Strand und das Meer sehen. An einem dicken Baum sitzt ein hübscher Taggecko, Phelsuma seippi. Und direkt daneben spannt sich das große Netz einer Seidenspinne – samt achtbeinigem Inhalt. Zu meinem Erstaunen entdecken wir sogar das Männchen der Seidenspinne im Netz. Es ist im Gegensatz zum Weibchen geradezu winzig, nur stecknadelkopfgroß. Muss es allerdings auch sein, wenn es eine Paarung überleben will. Wäre es größer, wäre mit unbemerktem Heranschleichen nix. Zwischen Ravenalas und Bananenbäumen gibt es dann noch ein ausgewachsenes Pantherchamäleon-Männchen zu bestaunen. Es hat eine tolle lange Nase. Bei den meisten Männchen sind die Nasen eher kurz oder schon durch diverse Kämpfe ramponiert. Bei diesem hier nicht, es trägt eine richtige kleine Schaufel vor sich her.
Vor der Ankify Lodge bietet uns ein junger Mann seinen Rucksack an. Tanala und ich bleiben verdutzt stehen, als er ein vor Ärger schwarz gefärbtes, großes Pantherchamäleon herausholt. Er bietet es zum Fotografieren an. Nein danke, so transportierte Tiere wollen wir nicht fotografieren. Etwas beleidigt zieht er von dannen und kann nicht ganz verstehen, warum wir kein Foto machen wollen und kein Geld dafür zahlen. Ich gehe die Stufen herunter zur Ankify Lodge, Ines ist auch nachgekommen. Wir setzen uns auf die weißen Polster auf der Terasse und genießen bei THB, Erdnüssen und Cola den Blick auf’s blaueMeer. Ein paar kleine Segelboote sind zu sehen, es ist eine fast schon kitschige Postkarten-Idylle hier. Derweil trocknen auch unsere schweißnassen T-Shirts wieder.
Als wir aufbrechen, haben die weißen Polster klatschnasse Flecke vom vielen Schweiß. Ups. Soviel zum Trocknen. Schnell verabschieden wir uns, steigen die Treppe nach oben und laufen wieder Richtung Hotel zurück. An einem Zaun aus kleinen Bäumen weist eine Frau mit der Hand ins Gebüsch, sie zeigt uns ein Furcifer oustaleti. Wir bedanken uns. Als wir das Tierchen ganz begeistert der nächsten vorbeilaufenden Dame zeigen wollen, quietscht die auf und läuft schnell davon. Ein paar Kinder kommen näher heran. Als einer von uns das Chamäleon vorsichtig auf die Hand nimmt, kriegen sie es aber doch mit der Angst zu tun und nehmen Reißaus. Okay, es haben doch noch genug Leute hier Angst vor Chamäleons. Gar nicht so schlecht für die Tiere, dann werden sie auch nicht von den Bäumen gepflückt. Es sei denn, jemand ist mit Rucksack unterwegs und flanierende Touristen zahlen für Fotos ramponierter Pantherchamäleons. Hmm.
Direkt an den Ravenalas vor dem Parkplatz des Hotels flitzen unzählige, wunderschön gefärbte Goldstaub-Taggeckos herum. Sie leuchten in der Sonne richtig und ich nehme mir etwas Zeit für ein paar Fotos. Die kleinen Geckos sind unglaublich schnell und wendig, und so laufe ich irgendwann doch weiter zum Bungalow. An einem Baum direkt dahinter sitzt noch ein riesiger Phelsuma grandis, der knallgrün ist und fast gar keine rote Zeichnung hat.
Dann gehe ich erstmal im Meer schwimmen. Das Wasser ist warm wie eine Badewanne und die Strömung treibt einen immer wieder zurück an den Strand. Danach lege ich mich auf mein Handtuch im Sand, unter eine der vielen kleinen Bananenblatt-Schirme. Die schützen auch vor herunterfallenden Kokosnüssen. Ines, Dimby, José sowie Steffi gesellen sich zu Tanala und mir. Wir hören Musik, führen gute Gespräche und entspannen einfach. So muss ein Urlaubstag aussehen.