Der Abschied von den Jungs steht an. Sie fahren uns mit den Landcruisern nach Antsiranana zum Flughafen. Eine rote Steinmauer, dahinter Palmen, ein staubiger Weg führt zu einer kleinen Schranke. Gegen ein paar Ariary darf man den Parkplatz nutzen, der voll besetzt mit Mühe 30 Autos beherbergen dürfte. Direkt dahinter steht das weiße Flughafen-Gebäude. Wir checken erstmal ein, dann pflanzen wir uns mit THB zu den anderen wartenden Reisenden. Die Flüge werden auf eine Tafel an der Wand geschrieben. Scheint aber heute keinen so richtig zu interessieren, unser Flug steht da jedenfalls nicht. Die Jungs müssen zurück nach Tana fahren und wollen deshalb keine Stunde mehr warten. Alle umarmen sich, wünschen sich alles Gute, bedanken sich für die tolle Reise… es ist schon traurig irgendwie. In der kurzen Zeit habe ich alle echt liebgewonnen. „Misaotra bezaka for showing us your country!“ Nochmal Winken, dann verlassen die fünf Geländewagen nacheinander das Flughafengelände.
Irgendwann ertönt eine laute Sirene – das Signal, dass ein Flieger ankommt oder abhebt. Vielleicht müssen erstmal die Hühner von der Startbahn? Viel später geht’s los und wir laufen zu unserem Flieger, eine kleine Propellermaschine für etwa 40-50 Leute. Kaum sitzen wir uns und sind angeschnallt, hebt der kleine Flieger auch schon ab. Wir fliegen über eine Gebirgskette, über beeindruckende Landschaften in Richtung Tana. Wehmut mischt sich in meine Gedanken, schon ist der Urlaub fast zu Ende.
Mit dem Bus fahren wir quer durch Tana, bis wir eine sehr lange Straße erreichen, die auf der rechten Seite dicht an dicht von dunklen Holzhütten gesäumt ist. Es ist der Handwerkermarkt von Tana. Unmengen kleiner Hütten drängen sich nebeneinander, dazwischen ist nirgends Luft gelassen. Als wir ankommen, sieht die lange Straße noch recht verlassen aus. Aber kaum sind wir am Ende der Hütten ausgestiegen, umringen uns innerhalb weniger Minuten viele, viele Menschen. Sie bieten uns alles Mögliche an und von Vanille über Stofftücher, Schals und Holzsouvenirs ist fast alles dabei. Dazwischen laufen immer wieder bettelnde Kinder umher. Nirgendwo sonst habe ich während der ganzen drei Wochen Kinder oder Erwachsene betteln gesehen. Die Hütten sind vollgestopft mit Souvenirs. Schlüsselanhänger, Holzchamäleons in Unmengen, Tücher mit Geckos bedruckt, Wandteller, Gewürze, alles stapelt sich auf hüfthohen und niedrigeren Holztischen und -bänken.
Ich schaue mich erstmal um und rieche an Gewürzen. Eine der Hütten bietet hunderte von hölzernen Chamäleonfiguren an. Ich erstehe ein großes, rundes und hübsches Teppichchamäleon für 20.000 Ariary. Bei den uns umschwärmenden Händlern fragt Tanala nach Vanille. Er bekommt diverseste kleine Plastiktüten-Pakete schwarzer Vanilleschoten angeboten und gewissenhaft wird ausgesucht. Nein, die sind zu trocken, die sind noch rot und die riechen nicht mal, bis nach einer kleinen Ewigkeit dicke, ölige, schwarze Vanilleschoten in allen Taschen verstaut sind. Dass man um die Preise feilscht, wird vorausgesetzt. Gut auf die Hälfte kann man alles herunterhandeln – und wie ich später feststelle, wird man für eine gewisse Hartnäckigkeit mit bis zu ¼ des eigentlich angegebenen Preises belohnt.
Irgendwer hat den Händlern wohl auch gesteckt, dass wir nach „Tanalahy“ suchen, und in Kürze bieten sie uns verschiedene bunte Batiken mit diversen Chamäleons darauf an. Es sind sehr schöne Bilder auf einem festen Stoff, oben und unten sind dunkle Holzleisten befestigt. Zuerst wollen sie pro Batik 100.000 Ariary, letzlich kaufe ich eine für 70.000, eine für 40.000 und eine kleinere für 20.000 Ariary. Vermutlich war selbst die letzte noch weit über Preis, aber so oft werden die Leute hier sowieso keine guten Geschäfte machen können. Schnell merke ich, dass man hier viel Geld ausgeben kann. Den Batiken und dem Holzchamäleon sowie der Vanille folgt Pfeffer, ein grünes und ein gelbes Geckotuch, ein blaues Tuch mit madagassischem Motiv, zwei Seidenspinnen-Schals in grün und beige, ein dicker Wollschal (naja, der war WIRKLICH günstig), eine kleine Unmenge hölzerner Schlüsselanhänger, kleine Chamäleon- und Gecko-Magnete und und und. Sakay nehme ich nicht mit – nächstes Mal vielleicht, das Zeug ist mir wirklich zu scharf. In einer kleinen Hütte finden wir wahre Schätze: Ein älterer Mann stellt Truhen und Wandbilder aus Holz mit sorgfältig gearbeiteten Intarsien her. Das Werkezeug hat er sich aus Autoschrott gebastelt und kratzt jedes Holzstück per Hand aus, um mit diversen Färbemitteln und in der Sonne gebleichten kleinere Holzstücke einzusetzen. Daraus entstehen farbenprächtige, wunderschöne große Tim-und-Struppi–Truhen. Am liebsten würde ich direkt eine mitnehmen. Mangels Transportmöglichkeit entscheide ich mich stattdessen für eine Madagaskar-Karte aus Holz.
Beim Abendessen lassen fast alle die Reise Revue passieren. Viel habe ich erlebt, Unmengen Fotos gemacht, viele Erfahrungen nehme ich mit zurück nach Deutschland. Und eins steht auch schon fest: Der Urlaub nächstes Jahr geht mit Sicherheit nach Madagaskar.
Veloma, Madagasikara!