Alain bringt uns um halb Sechs schon zu Flughafen. Bei Air Madagascar weiß man ja nie, wann der Flug wirklich geht, also sind wir lieber extrem pünktlich da. Der Flughafen von Toliara ist nicht gerade riesig. Ein flaches, weißes Gebäude mit einer Palme vor der Eingangstür. Drinnen gibt es mehrere Schalter und auch einen Haufen Angestellte, aber keiner fühlt sich für den heutigen Flug verantwortlich. Nach einer guten Stunde, die ich sitzend auf meinem Gepäck verbringe, öffnet eine Dame einen der vielen Schalter. Ein großer Käfer läuft über den gefliesten Boden, und ein Frosch springt zwischen den Schaltern umher. Eine Anzeigetafel, die wahrscheinlich über dem Kopf der Angestellten angebracht sein sollte, steht hinter ihr auf der Rückseite des Schalters, die Kabel hängen bunt in der Luft. Langsam bewegt sich die Schlange der Fluggäste nach vorne. Das Gepäck wird jeweils in Pärchen gewogen. Tanala und meines wiegen zusammen 47 kg, was sieben Kilo zuviel sind. Eigentlich. Weniger eigentlich bekommt Tanalas Koffer einen heavy bagagge-Anhänger, aber sonst passiert nichts. Ich frage zur Sicherheit auch nochmal nach, ob der Flieger wirklich geht: Ja, natürlich. Die Anzeige nebendran sei veraltet. Dann warten wir wieder.
Für halb Acht steht auf meinem Ticket Boarding. Der Flieger kommt allerdings erst um Viertel vor Acht überhaupt an, muss noch tanken und Gäste ein- und ausladen. Auf eine Reinigung wird, wie so oft, einfach verzichtet. Schließlich geht es doch noch in den Flieger. Der Start dauert, der Flieger kommt gerade so von der Landebahn los – zehn Meter weiter, und er wäre im Zebugras gelandet. Ob da wohl das ignorierte Übergepäck eine Rolle spielt?
Nach einer knappen Stunde landet der Flieger in Antananarivo. Es dauert, bis sich eine Treppe für den Flieger gefunden hat – und die dann auch vor der ATR steht. Schließlich laufe ich aber endlich wieder auf die altbekannte Landebahn von Ivato und durch das Flughafengebäude nach draußen. Hier im Hochland ist es deutlich kühler als in Toliara, sogar ein paar Wölkchen sind am Himmel. Draußen warten Dimby und José, und auch Augustin treffen wir unterwegs. Die meisten Gäste fliegen direkt weiter oder haben nur wenige Stunden Aufenthalt im Raphia. Ich dagegen habe weitere drei Wochen Madagaskar vor mir, allerdings im Nordosten der Insel. Ich bin gespannt, ob es dieses Mal wieder so anstrengend wird wie im letzten Jahr.
Tanala, Dimby, José und ich beschließen, zum Abendessen ins Chez Maman zu gehen, das Mikas Mutter gehört und hervorragendes, komplett selbst gemachtes Essen serviert. Das Restaurant liegt fußläufig rund 20 Minuten vom Raphia entfernt, und hat eine kleine, schmale Terrasse mit Plastikstühlen und –tischen. Auf genau der lassen wir uns nieder, und zu unserer Freude kommt auch Mika selbst vorbei. Die freundliche Angestellte legt uns bunte Plastiksets auf den Tisch, und wir bestellen eifrig. Es gibt eine riesige Portion Nudeln mit Gemüse, und dazu eine eiskalte Flasche selbst gepressten Passionsfruchtsaft. Es schmeckt himmlisch. Zum Dessert testen wir uns durch die diversen Kuchen, die alle sehr gut sind, aber unglaublich schnell satt machen. Mika zeigt uns außerdem noch sein neuestes Werk im Hof: Einen Oldtimer, ein schwarzer Peugeot 403 Coupé. Innen ist er gerade erst mit neuem rotem Polster versehen worden, die meisten anderen Teile sind original. Ein sehr schickes Gefährt. Mika will es für Hochzeiten vermieten. Um das Auto springen einige Hunde, darunter eine kleine Cane corso-Hündin, die dringenden Streichelbedarf hat und sich gegen mein Bein lehnt.
Als es längst dunkel geworden ist, laufen Tanala und ich zurück zum Raphia. Straßenbeleuchtung gibt es nicht so wirklich, die kleinen Geschäfte entlang der Straße werfen schummriges Licht auf die vorübergehenden Leute. Das wäre eigentlich eine schöne Atmsophäre für Fotos, denke ich so.