Der Tag fängt früh an. Immerhin ist es schon hell draußen. Das Gepäck steht fertig zur Abfahrt im Hof, mein Fotorucksack ist umgepackt, es kann losgehen. Um Sieben treffen wir uns zum Frühstück. Und einmal mehr erweist es sich, dass es mit dem Geschäftssinn der Bedienung nicht weit her ist. Nein, Croissants gibt es noch nicht, vielleicht in 20 Minuten. Also laufe ich zurück in den Hof und helfe beim Beladen des Bus. Als der nächste aus dem Restaurant kommt, etwa zwei Minuten später, waren plötzlich doch Croissants da. Als ich hinkomme, sind die gerade wieder aus. Angeblich. Ob es Schokobrötchen gibt? Nö. Wieder im Hof angekommen, gibt es doch welche. Deppen, echt. Netterweise bekomme ich dann doch noch ein Frühstück mitgebracht.
Schließlich gondelt der Bus uns zum Flughafen von Sambava. Nicht, dass meine Laune nicht schon etwas angegriffen wäre, aber es kommt heute noch viel besser. Bereits bei meiner Ankunft herrscht Chaos an den winzigen, schmalen Schaltern der Air Madagascar. Überall steht Gepäck sinnfrei in den Füßen herum, eine Schlange gibt es nicht. Wir kämpfen uns zum hintersten Schalter durch. Dann bekomme ich ein Ticket für Nosy Be. Auf erstauntes Nachfragen, da ich eigentlich nach Antananarivo will, erklärt die Dame hinter dem Schalter mühselig in furchtbarem Englisch, dass der Flug umgelegt wurde und jetzt über Nosy Be fliegt. Vielleicht auch zusätzlich über Diego Suarez. Ach, das ist ja schön. Sie meint nur „Freuen Sie sich doch über den kostenlosen Rundflug.“ Vielen Dank auch. Der „kostenlose Rundflug“ ist übrigens nicht wirklich kostenlos, und sollte eigentlich ein paar Stunden weniger dauern.
Als wir irgendwann doch mal zum Boarding kommen, geht der Spaß mit Air Madagascar in die nächste Runde. Die kleine ATR ist in einem wirklich unterirdischen Zustand. Immerhin herrscht freie Platzwahl, aber das tröstet wenig. Mein erster Sitz hat gar keinen Gurt. Nach Tausch habe ich zwar einen Gurt, aber mein Sitz ist unfreiwillig transportabel. Die Stewardess in ihrem zu engen, an den Nähten platzenden weinroten Kostümchen „hilft“, indem sie einfach einen losen Gurt zwischen die Sitze stopft. Das wird schon halten… Alles ist voller Krümel und dreckig, die Sitze stammen bestensfalls aus den 60ern und wurden scheinbar seit erstem Einsatz weder geputzt noch geflickt. Der Flug ist lang und vor allem langweilig.
Wir landen auf dem Flughafen von Fascene auf Nosy Be. Und stehen erstmal ewig herum. Irgendwann verteilt die Stewardess Getränke, was ganz nett ist bei der brütenden Hitze. Nach vier Bechern in den vorderen Reihen hat sie allerdings keine Lust mehr, mehr gibt es also nicht. Die offiziellere Ausrede ist, wir hätten keine Zeit mehr. Der Flieger steht jedoch noch weitere 25 Minuten völlig regungslos herum. Zig mal kommt eine Durchsage, dass die Gäste nach Nosy Be bitte aussteigen mögen. Anscheinend fehlt da jemand, der noch raus soll. Anstatt einfach die Tickets zu kontrollieren, wer da nach Tana weiterzufliegen statt auszusteigen gedenkt, zählt die Stewardess geschlagene neun Mal nacheinander die Fluggäste durch. Komischerweise dezimiert sich die Zahl nicht, es steigt ja auch keiner aus. Schließlich ignorieren sowohl Stewardess als auch Pilot das zahlenmäßige Gastproblem einfach. Irgendwann steigen diverse Franzosen aus Nosy Be in den Flieger. Leider hat denen niemand gesagt, dass Air Madagascar freie Platzwahl vorgeschlagen hat. Deshalb versuchen sie erst, eine nette madagassische ältere Dame von ihrem Sitz zu vertreiben, werden aber von Tanala daran gehindert und setzen sich doch woanders hin.
Gegen halb zwei sind wir endlich in Antananarivo. Meine Laune ist auf ihrem Tiefpunkt angekommen. Neben dem Ärger mit Air Madagascar sind meine Füße jetzt beide massiv dick, es haben sich 1a entzündliche Ödeme gebildet. Und sie tun auch herrlichst weh.
Ein Lichtblick erwartet uns vor dem Flughafen: Christian und Rapha holen uns mit ihrem lila Bus ab. Auch José ist mit von der Partie. Wir fahren in den neu eröffneten Score-Shop, der einer Kette aus Südafrika angehört. Entsprechend ist der Laden für madagassische Verhältnisse extrem gut sortiert. Ich kaufe zwei Flaschen Wein, wobei Dimby meint, der „Gris“ würde eher wie Essig schmecken. (Nachtrag: Er sollte Recht behalten.) Jeder deckt sich für die lange Fahrt morgen mit Keksen und Getränken ein. Dann geht es zurück ins Raphia.